Denn im Rahmen eines dem Pianisten András Schiff gewidmeten Zyklus war es „La Bartoli“, die nicht nur bei Rossini, sondern auch bei Franz Schubert und Joseph Haydn glänzte. Denn die römische Mezzosopranistin ist schlicht eine Urgewalt. Egal, was sie (in pausenlosen zwei Stunden) singt – jedes einzelne Stück wird da zum Ereignis. Auch wenn András Schiff am Flügel gewohnt souverän und bei den Soloklavierstücken (stark Mendelssohn-Bartholdy, wesentlich blasser Wolfgang Amadeus Mozart) eine Spur zu seriös begleitet – Cecilia Bartoli reißt das Gesetz des Handelns, der Stimme und der Musizierfreude stets an sich.
Da rocken die italienischen Lieder eines Schubert plötzlich, das wird Haydns Kantate „Arianna a Naxos“ zu einem wahren Seelendrama, zu einem faszinierenden Seelendrama der Superlative. Denn Bartoli singt nicht nur, sie spielt, interpretiert, kokettiert munter mit dem Publikum, lässt Emotionen freien Lauf und ermunter sogar Schiff zu den einem oder anderen gewagteren Ton.
Ja, bei Bartoli geht es auch um stimmliche Schönheit, vielmehr allerdings um Wahrhaftigkeit. Auch und vor allem bei Rossini. Herrlich, wie sie das „Waisenkind aus Tirol“ (in italienischer Sprache) gestaltet, wie sie „La Grande Coquette“ zum Leben erweckt oder zu einer „Venezianischen Regata“ verführt. Aber auch eine „Canzonetta spagnuola“, „Or che di fiori adorno“ und naturgemäß „La danza“ mit unfassbarer Leichtigkeit interpretiert, ist ein Ereignis.
Ein Ereignis, das mit Ovationen, Blumen und einer Vorausschau auf den Salzburger „Barbiere“ bedacht wurde. Auch die Arie „Una voce poco fa“ schürt da die Erwartungen auf Pfingsten. Temperamentvoll, quirlig, authentisch – so präsentieren sich nur die ganz Großen.
Und András Schiff am Klavier wird letztlich auch mitgerissen, schlüpft aus der braven, souveränen Rolle des Begleiters heraus, folgt Cecilia Bartoli bedingungslos. Denn diese zieht alle Register ihres so höhen Könnens, lässt die Koloraturen perlen, genießt die Registerübergänge förmlich und hat – das ist auch wichtig – bei Rossini stets den sprichwörtlichen Schalk im Nacken. Denn Musik darf auch Spaß machen – Cecilia Bartoli steht exemplarisch dafür. Gut so!
Peter Jarolin
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