"Carry-On": Taron Egerton muss nicht nur Weihnachten retten
Es dauert nur drei Minuten, bis die ersten zwei Toten zu beklagen sind: Der eine wird vergiftet, eher unschön, der andere wird mit einem sauberen Schuss erledigt. Sie haben recht, das ist nicht gerade weihnachtlich. Dabei haben die ersten zwei Minuten sehr familienfreundlich begonnen. Die Glöckchen klingeln, man befindet sich über den Wolken und dazu singt Bruce Springsteen noch „Santa Claus Is Comin’ To Town“. Am Boden warten dann auch schon die Christbäume darauf, verkauft zu werden, die Palmen sind feierlich geschmückt.
Kontrolle
Die vorweihnachtliche Stimmung ist dieses Mal auch bei Ethan Kopek (Taron Egerton) angekommen, aber nur deshalb, weil seine Frau Nora (Sofia Carson) ein Kind erwartet. Bauch sieht man zwar noch keinen, aber das wird schon noch. Gut gelaunt geht es für beide in Herrgottsfrühe zur Arbeit – zum Los Angeles International Airport. Es ist zwar Heiligabend, aber das ist dem internationalen Flugverkehr egal. Ethan ist als Sicherheitsbeamter angestellt, seine Frau läuft mit irgendeinem sehr wichtig aussehenden Ausweis um den Hals am Flughafen herum. Was sie dort genau macht? Man weiß es nicht. Es spielt aber auch keine Rolle. Denn die Hauptrolle übernimmt ihr Mann. Der wird kurz nach Beginn seiner Schicht von einem Killer ohne Namen (gespielt von Jason Bateman) kontaktiert. Gemeinsam mit seinem Komplizen hat er sich in die Überwachungssysteme gehackt und alles im Blick – und immer auch Kontakt zu Ethan, der gefälligst das tun soll, was er möchte – nämlich den Reisenden Mateo Flores (Tonatiuh) und vor allem sein Gepäck bei der Sicherheitskontrolle passieren lässt. Wenn er das nicht macht, wird er Nora erschießen. So seine Drohung.
Wenig Blut
Als der Koffer bei Kopek an der Sicherheitskontrolle ankommt und durchleuchtet wird, befindet sich darin eine Apparatur, die das Nervengift Nowitschok enthält. Es ist klar, dass es an Bord eines Fluges freigesetzt werden soll und zahlreiche Todesopfer drohen. Während Ethan verzweifelt nach einer Chance sucht, die drohende Katastrophe zu vereiteln und trotzdem seine große Liebe zu retten, ermittelt parallel die FBI-Agentin Elena Cole (Danielle Deadwyler). Aus dieser Konstellation entspannt sich ein einfach gestrickter, aber solider Thriller (Regie: Jaume Collet-Serra). Das Tempo ist nicht zu hoch. Die Dialoge nicht zu fordernd. Es gibt auch keine Szenen, in denen brutal gekämpft wird und das Blut literweise am Boden verschmiert wird – darüber hat sich sicher auch das Putzpersonal am Flughafen gefreut. Ein Pluspunkt ist auch, dass es sich bei „Carry-On“ um einen Film handelt. Das heißt: Es ist keine Serie, die drei Folgen braucht, um die Figuren einzuführen. Das ist für Menschen mit einer begrenzten Freizeit kein Nachteil. Nach zwei Stunden ist alles vorbei. Ob am Ende des harten Arbeitstages noch der Weihnachtsmann kommt, verrate ich Ihnen natürlich nicht. Marco Weise
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