"Carmen": Das pure Spektakel hat ausgedient

"Carmen": Das pure Spektakel hat ausgedient
Mit Georges Bizets "Carmen" gelingt den Opernfestspielen in St. Margarethen eine stimmige und gute Sommerproduktion.

Pures Spektakel war gestern, künstlerische Seriosität ist heute – auf diesen Nenner lässt sich Georges Bizets "Carmen" im Römersteinbruch St. Margarethen bringen. Sicher: Regisseur Robert Herzl und sein kongenialer Bühnenbildner Manfred Waba gönnen auch dem Auge etwas, lassen die (ansprechende) Optik aber nie zum puren Selbstzweck verkommen.

Franco-Regime

Ohne Intendant Wolfgang Werner – dieser laboriert an einer Lungenembolie –, aber mit einem finalen Feuerwerk ging die "Carmen"-Premiere im Burgenland über die Bühne, die halb Sevilla in den Steinbruch verlagert. Dass Regisseur Herzl den Opernklassiker in die 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts (also in die Zeit des aufkommenden Franco-Regimes) verlegt hat, ist zwar sichtbar, stört den klassischen Handlungsablauf jedoch gar nicht. Ein Jeep, ein paar Pferde, ein Zweisitzer-Motorrad, etwas Feuer und ein paar Projektionen – fertig ist das Drama um Liebe und Eifersucht. Oper pur, ohne aufgesetzte Gags. Gut so.

Relativ ansprechend ist auch die musikalische Seite. Zwar neigt Dirigent Alfred Eschwé am Pult des tapferen Festspielorchesters mitunter zu gar sehr breiten Tempi; im Griff hat der Maestro die Sache allemal. In den wichtigen Momenten zündet es.

Vor allem dank des phänomenalen Tenors Dimitrios Flemotomos (alle Sänger alternieren), der ein vokal grandioser Don José ist und mit mächtiger Höhe auf sich aufmerksam macht.

Josef Wagner gibt einen extrem sicheren und präsenten Escamillo; Evelin Novak ist die auch stimmlich sehr brave Micaëla. Die kleineren Partien sind durchgehend ordentlich besetzt. Bleibt also Tiziana Carraro als Carmen. Diese ist blond, was weder neu noch ein Problem ist, kann sich aber akustisch gegenüber ihren Partnern trotz Mikro-Verstärkern viel zu wenig behaupten.

Und sollten die Opernfestspiele eines Tages die Tonanlage noch etwas mehr unter Kontrolle bringen, wäre wohl auch niemand böse.

KURIER-Wertung: **** von *****

Fazit: Schöne Optik und gute Stimmen

Werk: "Carmen" wurde 1875 uraufgeführt und zählt zu den Klassikern der Opernliteratur.

Regie und Bühne: Sehr ansprechend, schön anzusehen.

Gesang: Dimitrios Flemotomos führt das Ensemble an.

Dirigat: Solide und kundig.

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