"Carmen" beim Saisonauftakt der Wiener Staatsoper: Triumph der Debütantinnen
Die russische Mezzosopranistin Aigul Akhmetshina versetzt das Publikum an den bedeutendsten Häusern wie an der Met in New York oder an der Londoner Covent Garden Opera in Euphorie. Mit der aktuellen Serie von Georges Bizets „Carmen“ eröffnete sie nun auch die Spielzeit an der ausverkauften Wiener Staatsoper und nahm das Haus am Ring mit Verve ein.
Von Susanne Zobl
Leichtigkeit
Die Femme fatale aus der Zigarettenfabrik ist eine ihrer Paraderollen. Dafür bringt Aigul Akhmetshina alles mit. Ihr prächtiger, voller Mezzosopran verfügt über ein breites Spektrum, dunkle Schattierungen, strahlende Höhen. Mit lasziver Lässigkeit intoniert sie mit einer selbstverständlichen Leichtigkeit die Habanera und lässt bei der „Karten-Arie“ das Dramatische spüren.
Ausgelassen gibt sich Akhmetshina ihrem Gesang hin, spielt ihre Verführungslust ganz natürlich aus und tobt über die Autos auf der Bühne in Calisto Bieitos karg ausgestatteter Inszenierung, die das Geschehen in eine Enklave verlegt. Dass diese auf jegliche Folklore verzichtet, stark auf die Personen konzentriert ist, kommt dieser Sängerin zu pass.
Passion
Ihr ebenbürtig erweist sich Elsa Dreisig als Micaëla. Sie verkörpert das perfekte Pendant. Betörend kostet sie die Strahlkraft ihres silberhell leuchtenden Soprans aus. Resolut, aber sittsam stemmt sie sich der rauen Welt der Soldaten und der Schmuggler entgegen. Betörend geraten ihre lyrische Passagen. Zurecht wird sie mit Szenenapplaus gefeiert.
Vittorio Grigolo ist als Don José ganz in seinem Element. Authentisch verkörpert er den feurigen, eifersüchtigen Liebhaber aus. Das ist pure Passion, wenn er sich in Ekstase singt. Für sein „La fleur que tu m'avais jetée“ wird er ausführlich gefeiert. Erwin Schrott zeigt den Escamillo bewährt als authentischen Latin Lover.
Harmonie
Auch die kleineren Rollen sind sehr gut besetzt: Ilja Kazakov kann sich als Zuniga in Szene setzen. Ileana Tonca harmoniert als Frasquita ausgezeichnet mit Isabel Signoret als Mercédès. Pier Giorgio Morandi ist ein Kapellmeister, der auf seine Routine setzt und weiß, was er von den Wiener Philharmonikern im Staatsoperngraben und vom exzellent disponierten Chor verlangen kann. Jubel für alle Beteiligten.
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