Cannes: Keine Modefotos von Deneuve

Eröffnungsfilm in Cannes: Catherine Deneuve als Jugendrichterin, die einem 15-Jährigen helfen will.
Die 68. Filmfestspiele wurden mit Emmanuelle Bercots engagiertem Sozialdrama "La tête haute" mit Catherine Deneuve eröffnet.

Zu Beginn machte die Sicherheit Sorgen: Die Eröffnung des 68. Filmfestival in Cannes Mittwoch Abend geschah unter verstärkter Polizeipräsenz. Nachdem letzte Woche ein spektakulärer Juwelenraub an der Croisette stattgefunden hatte, wurde das Sicherheitsaufgebot aufgestockt. Angeblich gehört der Festivalpalast derzeit zu den am stärksten mit Videokameras überwachten Orten in ganz Frankreich.

Neben Juwelendieben fürchtete man auch terroristische Anschläge. Von denen war auch gleich in der ersten Pressekonferenz die Rede, die direkt an die Presse-Vorführung des Eröffnungsfilms "La tête haute" stattfand. Catherine Deneuve spielt in dem manchmal etwas überdeutlichen, aber emphatisch gespielten Sozialdrama eine Jugendrichterin. Ihre Aufgabe ist es, einen 15-jährigen, aggressiven Autodieb auf den richtigen Weg zu bringen.

Viele Stunden habe sie auf dem Jugendgericht verbracht und den Richtern bei den Anhörungen zugesehen, erzählt Deneuve: "Für diesen Job braucht man Berufung, weil es oft hart ist, mit kriminellen Jugendlichen zu arbeiten." Gleichzeitig glaube sie, dass Festivalchef Thierry Frémaux den Film für die Eröffnung ausgesucht habe, um auf die schwierigen letzten Monate in Europa zu reagieren.

Die Wettbewerbsfilme der 68. Filmfestspiele von Cannes

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Pressefoto…

Und damit war man auch schon "bei den Ereignissen, die Anfang des Jahres stattfanden", sprich: dem Anschlag auf die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo in Paris.

"Ich glaube, dass es sich bei den Tätern um Menschen handelte, die eine schwierige Kindheit durchlebten – ähnlich den Jugendlichen, die ich traf", sagt Regisseurin Emmanuelle Bercot: "Mein Film erzählt von der Wichtigkeit von Bildung – insofern gibt es eine Verbindung."

Deneuve-Karikatur

Cannes: Keine Modefotos von Deneuve
epa04746049 French actress Catherine Deneuve poses during the photocall for 'La Tete Haute' (Standing Tall) at the 68th annual Cannes Film Festival, in Cannes, France, 13 May 2015. The movie is presented out of competition at the festival which runs from 13 to 24 May. EPA/IAN LANGSDON
Ob sie schon das neue Titelblatt von Charlie Hebdo gesehen habe, will ein Journalist von Catherine Deneuve wissen. Nein, antwortet diese verblüfft: "Wie sieht es aus?"

"Nicht besonders gut", so die gemurmelte Antwort: "Typisch Charlie Hebdo, eben." (Man sieht die Karikatur einer fettleibigen Deneuve, Anm.)

"Naja, man kann nicht erwarten, dass Charlie Hebdo Modefotos abbildet", kontert Catherine Deneuve lakonisch: "Hoffentlich ist es wenigstens witzig."

Die Kinowelt blickt gespannt nach Cannes: Bis zum 24. Mai werden in der französischen Mittelmeerstadt zahlreiche Stars und Tausende von Filmfans aus aller Welt erwartet. In die offizielle Auswahl des 68. Filmfestivals, das am Mittwochabend feierlich eröffnet wird, haben es heuer 53 Spielfilme geschafft. 19 davon laufen im Hauptwettbewerb und sind im Rennen um die Goldene Palme für den besten Film.

Unter den illustren Gästen, die in den kommenden Tagen über den berühmten roten Teppich die Treppe zum Filmpalast erklimmen dürften, sind unter anderen Cate Blanchett, Colin Farrell, Matthew McConaughey, Marion Cotillard, Jane Fonda und Michael Fassbender. Die Jury des Hauptwettbewerbs wird dieses Jahr von einem Duo geleitet - den Brüdern Joel und Ethan Coen, die mit Streifen wie "The Big Lebowski" oder "No Country for Old Men" Filmgeschichte schrieben.

Die Jury des Nebenwettbewerbs "Un Certain Regard" (Ein gewisser Blick), bei dem ebenfalls 19 Filme antreten, wird von der Schauspielerin und Filmemacherin Isabella Rossellini geleitet. Sie wird in Cannes auf das strahlende Lächeln ihrer Mutter treffen, der 1982 verstorbenen Ingrid Bergman: Ein riesiges Plakat der schwedischen Filmlegende, die in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, prangt über dem Eingang des Filmpalastes, es ist das offizielle Festivalplakat.

Fünf Filme aus Frankreich

In diesem Jahr hat es kein deutscher und auch kein österreichischer Film in den Hauptwettbewerb geschafft. Besonders gut vertreten ist hingegen Gastgeberland Frankreich mit gleich fünf Filmen. Hinzu kommt der Eröffnungsfilm "La Tête Haute" von Emmanuelle Bercot, der außerhalb des Wettbewerbs läuft. Die französische Filmlegende Catherine Deneuve spielt darin eine Jugendrichterin, die mit den Schwierigkeiten eines jungen Straftäters konfrontiert wird.

Das diesjährige Festival ist das erste unter dem neuen Präsidenten Pierre Lescure. Der frühere Chef des Privatsenders Canal+ tritt die Nachfolge des Filmkritikers und Autoren Gilles Jacob an, der die renommierten Festspiele von 2001 bis 2014 leitete. Im vergangenen Jahr war das Familiendrama "Winterschlaf" des türkischen Regisseurs Nuri Bilge Ceylan in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet worden.

(APA/AFP)

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