Burgtheater: Jetzt wird auch Hartmann geprüft

Das Burgtheater, die wichtigste Bühne im deutschen Sprachraum, sorgt derzeit mit dem Finanzskandal für bedeutend mehr Schlagzeilen als mit seinen Aufführungen.
Brisante Amtshandlung des neuen Kulturministers: Josef Ostermayer veranlasst ein Gutachten, um die Verantwortung des Burgtheaterdirektors zu klären

Seit 1. März ist Josef Ostermayer offiziell Kulturminister – und schon an seinem ersten Arbeitstag in dieser neuen Funktion sorgte er für einen dramatischen, aber logischen Schritt in Sachen Burgtheater. Er veranlasst ein Gutachten, das die Verantwortung von Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann und möglicher anderer Beteiligter am Finanzskandal überprüft, wie der KURIER erfuhr. Wenn eine solche nachgewiesen wird, sind auch für Hartmann Konsequenzen unausweichlich. Diese Vorgangsweise wurde bei einem Treffen mit Aufsichtsrats-Mitgliedern des Burgtheaters, zu dem Ostermayer gebeten hatte, beschlossen. Der Aufsichtsrat des Theaters wird das Gutachten in Auftrag geben.

Veröffentlichung

Bei dem Treffen im Büro von Ostermayer wurde auch von allen Beteiligten der Wille bekräftigt, die forensische Untersuchung über die Gebarungsvorwürfe gegen die frühere kaufmännische Geschäftsführerin Silvia Stantejsky doch komplett zu veröffentlichen. Dazu müsse aber zunächst die Zustimmung der Prüffirma KPMG und der im Bericht Genannten eingeholt werden.

Bei dieser Prüfung waren die Vorwürfe gegen Stantejsky, etwa Verschleierung der wahren finanziellen Situation und nicht nachvollziehbare Buchhaltungspraxis, erhärtet worden. Die Rede war von einem allein daraus resultierenden Schaden von 2,7 Millionen €. Der Bericht wurde mittlerweile an den Staatsanwalt übermittelt. Stantejsky bestreitet alle Vorwürfe und hat Klage gegen ihre Entlassung eingereicht.

Burgtheater: Jetzt wird auch Hartmann geprüft
APA17058080 - 18022014 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT KI - Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann bei der Pressekonferenz zum Festival "Szene Ungarn-Ausschnitte einer Theaterlandschaft" am Dienstag, 18. Februar 2014, im Burgtheater in Wien. Das Festival findet von 14.-20. März 2014 statt. APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
Als Nächstes sollen nun mit zumindest einem Gutachten die arbeitsrechtlichen, gesellschaftsrechtlichen und schadensrechtlichen Fragen geklärt werden. Was hat Matthias Hartmann wirklich gewusst beziehungsweise wissen müssen? Trug er Verantwortung? Wurden von ihm oder auch anderen Beteiligten fahrlässige Handlungen gesetzt, die arbeitsrechtliche Konsequenzen (bis hin zur Kündigung) zur Folge haben müssen? Oder ist von dieser Seite doch alles korrekt abgelaufen? Auf Basis dieser Ergebnisse will der Kulturminister die weiteren Entscheidungen treffen. Im Falle eines Verschuldens stellt sich freilich auch die Frage der Haftung.

„Völlige Transparenz“

Der jetzige Schritt sei kein Misstrauen gegenüber Hartmann, sondern notwendig, weil auch von Seiten des Ministeriums unverzüglich gehandelt werden müsse, heißt es. Ostermayer: „Zum jetzigen Zeitpunkt sind 100-prozentige Aufklärung und völlige Transparenz das Wichtigste. Alle Fakten müssen auf den Tisch.“ Nur so könne die Frage nach der wahren Verantwortung geklärt werden.

Burgtheater: Jetzt wird auch Hartmann geprüft
Josef Ostermayer, Kanzleramtsminister, im Interview am 03.01.2014 im Bundeskanzleramt.
Geprüft werden soll mit einem Gutachten auch die Korrektheit der Vorgangsweise der Wirtschaftsprüfer und die Frage, ob man auf Malversationen schon früher aufmerksam hätte werden müssen. In der zweiten März-Hälfte soll es die nächste Aufsichtsrats-Sitzung geben. Im Idealfall liegen die Ergebnisse der Berichte da schon vor. Der Minister will diesbezüglich aber keinen Zeitdruck erzeugen, wichtiger sei ein höchst seriöses Vorgehen.

Am Montag ergeht auch ein Brief von Ostermayer an den Rechnungshof mit der Bitte um eingehende Prüfung des Burgtheaters. All diese Schritte zeigen jedenfalls: Der Skandal ist noch lange nicht ausgestanden.

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