Burgtheater: Jetzt führen die Richter Regie

Ex-Chef Hartmann ritt am Wochenende eine Attacke gegen Georg Springer, Ex-Geschäftsführerin Silvia Stantejsky ficht ihre Entlassung an
Erster Prozesstag nach der Kündigung Stantejskys. Und: Springer wehrt sich gegen Hartmann.

Die juristische Aufarbeitung des Finanzskandals an der Burg hat am Montag mit einer ersten Etappe begonnen. Am Wiener Arbeits- und Sozialgericht (ASG) fand der erste Prozesstag um die Entlassung der Burgtheater-Vizedirektorin Silvia Stantejsky statt. Stantejsky, die ihre Entlassung als unzulässig und sozialwidrig bekämpft, erschien zu dem Termin und erhielt richterlicherseits gleich einen Dämpfer.

Wie Richter Helge Eckert durchblicken ließ, hätten in ihrem Fall somit schon "Handlungen, die eine Nähe zur Strafbarkeit ausweisen" eine Entlassung gerechtfertigt, führte Eckert aus. Dazu gebe es einschlägige Judikatur des Obersten Gerichtshofs (OGH). Ein Vorliegen von Untreue im Sinne des Strafgesetzbuchs sei gar nicht notwendig.

Vorwürfe

Stantejsky und ihre Anwältin Isabell Lichtenstrasser wollen dessen ungeachtet ihre Klage weiter durchziehen und zeigten sich zuversichtlich, am Ende zu obsiegen. Bernhard Hainz, der Rechtsvertreter des Burgtheaters, erklärte, man könne Stantejsky derzeit drei Veruntreuungen, einen Betrug sowie infolge des von ihr betriebenen "Schwarzgeldsystems" einen Steuerschaden in Höhe von drei bis fünf Millionen Euro zuschreiben.

Auf Unregelmäßigkeiten bei der finanziellen Gebarung sei man aufmerksam geworden, als die 59-Jährige 9000 Euro zur Abdeckung ihres privaten Kreditkarten-Kontos heranzog. Laut Hainz war diese Überweisung der unmittelbare Entlassungsgrund. Urteil gab es noch keines, der von Stantejsky angestrengte arbeitsrechtliche Prozess macht zumindest bis zum Sommer Pause.

An anderer juristischer Front wird noch ermittelt: Laut dem Sprecher der Korruptionsstaatsanwaltschaft, Ernst Mayer, werden weder Stantejsky noch der ebenfalls entlassene Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann als Beschuldigte geführt: "Die beiden wurden bei uns angezeigt, sind aber noch nicht Beschuldigte", erklärte der WKStA-Sprecher. Formal habe man gegen Hartmann und Stantejsky noch keine Erhebungen eingeleitet, "weil wir noch Unterlagen beischaffen und diese mit unseren Experten prüfen müssen". Erst nach Sichtung und Bewertung sämtlicher Dokumente werde entschieden, ob auf Basis des Beweismaterials die Verdachtslage für die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens "gegen konkrete Personen" ausreiche.

Disput via Spiegel

Die öffentlichen Streitereien wurden unterdessen mit einem Spiegel-Interview von Hartmann ein wenig schmutziger: Dieser beteuerte, ihm sei "Unrecht geschehen" – wobei er nicht mit Kritik an Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer sparte. "Er gibt mich als Bauernopfer preis, schickt mich in dieses Feuer, um von sich und seinem Wissen abzulenken."

Springer replizierte via APA: "Herr Hartmann agiert nach dem Motto: Mir ist jedes Mittel recht. Seine Anwürfe sind derart absurd, dass ich dazu keine Stellungnahme abgeben möchte."

Burgtheater-Anwalt Hainz erklärte: Hartmann habe entgegen seinen Beteuerungen seit Juli 2009 Kenntnis von der Schwarzgeldpraxis gehabt und sei "aktiver Teil dieses Systems" gewesen: "Man muss kein Buchhalter sein, um zu wissen, dass Bargeld-Annahmen und Steuerhinterziehung nicht Bestandteil einer ordentlichen Geschäftsführung sind."

Der KURIER lässt die Burgtheater-Finanzaffäre um die entlassene Vizedirektorin Silvia Stantejsky Revue passieren – anhand ausgewählter Zitate:

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