Hamlets bester Rechtsanwalt

"Welch ein Meisterwerk ist der Mensch!": Dem von einer Fußverletzung gehandicapten, sichtlich von Schmerzen geplagten August Diehl gelingt eine faszinierende Darstellung
Der verletzte August Diehl brilliert in Andrea Breths Sechs-Stunden-Inszenierung im Burgtheater.

Seit etwa 400 Jahren kennt die Welt „Hamlet“, dieses unfassbare Geschenk, welches Shakespeare – „Gottes kleiner Bruder“ – der Menschheit machte, und doch haben wir nicht annährend verstanden, worum es darin wirklich geht. Bzw. haben wir doch: Es geht darin um Leben und Tod und das ganze Dasein, und das kann man eben nie ganz verstehen.

Monatelang arbeiteten Andrea Breth und ihre „Familie“ von Schauspielern, Bühnenbildern, Musikern, Kostümkünstlern daran, um diesem Gedankenuniversum zumindest ein wenig näher zu kommen.

Sechs Stunden lang quälte sich der grandiose August Diehl, gehandicapt von einer schweren Fersenverletzung, über die Bühne. Immer wieder merkte man an einzelnen Bewegungen, wie schlimm seine Schmerzen sein mussten, trotzdem blieb er bis zum finalen Fechtduell, 2000 Verse lang, präzise, packend, großartig, ganz tief in seiner Rolle. Wenn es stimmt, dass der Schauspieler der Anwalt seiner Figur sein soll – dann konnte Hamlet gar keinen Besseren finden, um seine Interessen zu wahren, als Diehl.(Runterscrollen um weiterzulesen)

"Sein oder...?" - "Hamlet" am Burgtheater

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FOTOPROBE: "HAMLET"
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Guglhupf

Und dann kommen wir Kritiker, denken ein Stündchen (oder zwei) nach, trinken ein Schlückchen (oder zwei) und merken indigniert an, dass die Spannung im vierten Akt zusammenfiel wie ein müder Gugelhupf im zu lauen Ofen? Oder dass der pathetische Showdown mit all seinen Klingen, Giften und vergifteten Klingen, wenn man ihn buchstabengetreu spielt, heute hart an der Grenze zur unfreiwilligen Komik angesiedelt ist, sodass einige im Publikum verunsichert auflachten?

Ja, das alles stimmt ja auch. Der vierte Akt hängt durch. Weil a) der vierte Akt immer durchhängt (hier holt die Handlung Luft, bevor sie ans Vernichtungswerk geht. Weil b) im vierten Akt die beiden wichtigsten Personen des Abends fehlten – Hamlet ist unterwegs Richtung England, August Diehl ist in seiner Garderobe und lässt sein Bein behandeln. Weil c) der vierte Akt Ophelia und dem König gehört. Der König aber wurde von dem an sich tollen Roland Koch merkwürdig blass entworfen. Und Ophelia wird im Wahnsinn nicht mehr von der sehr starken Wiebke Mollenhauer dargestellt, sondern von Elisabeth Orth. Die ist immer grandios, aber dieser „Regieeinfall“ wirkt befremdlich – ja, Ophelia ist durch das Leid gealtert, wir haben’s kapiert.

Vor allem aber hängt der vierte Akt durch, weil d) der dritte Akt so sensationell gut gelingt. Und was für ein dritter Akt das ist: Da ist Hamlets berühmter Seins-Monolog, von August Diehl aus tiefer Verzweiflung tatsächlich so gesprochen, als fiele ihm „Sein oder Nichtsein“ jetzt, in diesem Moment, ein. Da ist die Schauspielerszene, Shakespeares unendlich liebevolle, selbstironische Hommage an die Macht des Theaters – wie großartig spielt der unverzichtbare Martin Schwab das! Und da ist Hamlets gnadenlose Abrechnung mit seiner Mutter – „Nur reden will ich Dolche“ – von Diehl und Andrea Clausen, der großen Andrea Clausen, so gut gespielt, dass man sich wünscht, die Szene würde nie enden, aber dann würde man ja auch nie den packenden, verstörenden Mord an Polonius (atemberaubend gut: Udo Samel) erleben ...

Schmerzen

Am Beginn des Abends tritt Andrea Breth vor den Vorhang und sagt Diehl als verletzt an – wenn dieser hinke, dann sei das seinen Schmerzen geschuldet, nicht der Anmaßung, zu Hamlet noch Richard III. auf die Bühne zu holen. Das Publikum lacht dankbar, Breths Ansprache verrät einen guten Schmäh.

Der blitzt auch in der Inszenierung immer wieder auf, etwa in den Szenen mit dem Geist von Hamlets Vater, oder in der virtuos lustigen Friedhofsszene (als Geist wie als Totengräber brilliert Hans-Michael Rehberg). Die meiste Zeit aber lässt Breth den Text – ohne „Interpretation“ – in den düsteren, an ein altes Seminarhotel erinnernden Drehbühnen-Räumen von Martin Zehetgruber als das spielen, was er ist: als bedrückenden, sehr deftigen, hoch philosophischen und hoch politischen Renaissance-Thriller. Die Spannung in den ersten drei Akten ist so groß, dass man sich kaum zu atmen traut, gleichzeitig hört man beglückt diesen herrlichen Sätzen zu, in denen Shakespeare nach dem Sinn des Lebens fragt. Unglaublich modern ist dieser Hamlet: Vor lauter Hinterfragen kommt er nicht zum Tun, und tut er doch, dann ist es das Falsche, weil es das Richtige nicht gibt. Danach geht dem Abend ein wenig die Luft aus, aber was macht das? Am Ende gibt es Jubel, vor allem für Diehl, und der Rest ist wie immer: Schweigen.

KURIER-Wertung:

Stück Shakespeares Text zitiert unzählige ältere Stoffe – „Quellenjagd“ bei Hamlet wurde ein eigenes Fach der Literaturforschung. Der Kern der Handlung: Prinz Hamlet will den Tod seines Vaters rächen, zögert aber und formuliert im Zögern ein paar der faszinierendsten philosophischen Gedanken der Literatur, bevor am Ende doch alle tot sind. Das Stück berührt so viele Themen und Gedanken, dass man sich ein Leben lang daran abinterpretieren kann.

Inszenierung Texttreu, großteils faszinierend dicht, thrillerartig.

Spiel Großteils sensationell. Diehl!!!

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