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Burgtheater Gute Mi(e)ne zum sparsamen Spiel

Burg-Interimschefin Karin Bergmann: Hat sich bis dato noch nicht als fixe Direktorin beworben
Karin Bergmann präsentierte ihren ersten – ansprechenden – Spielplan

Bei ihrer ersten Spielplan-Präsentation als interimistische Direktorin des Burgtheaters zeigte sich Karin Bergmann eher skeptisch, dass aus der Interims- eine Dauerlösung wird. Sie habe sich bisher nicht für die Leitung des Hauses ab September 2016 beworben und gehe auch nicht davon aus, dass sie gefragt werde. Die Ausschreibungsfrist endet Mitte Juni – ob sie ihre Haltung noch ändern wird? "Ich kann es nicht sagen."

Dem Haus wäre es zu wünschen, würde Bergmann bleiben. Sie strahlt Ruhe aus, zeigt sich dem Spardruck gewachsen und legt einen Spielplan vor, dem man diesen Spardruck nicht ansieht (Details siehe unten). Das Programm – das zur Hälfte auf den Planungen des entlassenen Direktors Matthias Hartmann beruhe, zur Hälfte ihr selbst stamme – reicht von der Antike über Klassiker bis zu Zeitgenössischem.

13 Premieren gibt es in Burg – und Akademietheater, das sehe vielleicht nach wenig aus, entspreche aber dem Schnitt des Hauses, so Bergmann. Premieren im Kasino sind derzeit noch nicht geplant, sie kämpfe aber weiter um den Erhalt dieser Spielstätte.

Vier Millionen muss das Haus einsparen, 800.000 davon im Produktionsbudget, 1,4 Millionen durch Nicht-Nachbesetzungen, die Kartenpreise werden erhöht, um Sponsoren werde weiter gerungen. Eine große Produktion sei gestrichen worden. Das Ensemble umfasst derzeit 48 Herren und 33 Damen. Joachim Meyerhoff kehre ins Ensemble zurück, Birgit Minichmayr bleibe Gast, mit Cornelius Obonya gebe es Gespräche. Udo Samel und Corinna Kirchhoff würden mit Jänner 2015 aus dem Ensemble ausscheiden, seien als Gäste aber willkommen.

Auf den Bleistiften, die bei der Pressekonferenz ausgeteilt wurden, steht ganz klein: "Gute Burg Mine".

Die letzten Tage der Menschheit
Georg Schmiedleitner übernahm Hartmanns Karl-Kraus-Projekt, Premiere ist in Salzburg, ab September läuft der "Parforce-Ritt" (Bergmann) an der Burg.

Die lächerliche Finsternis
(Akademie) Uraufführung von Wolfgang Lotz, es geht um Krieg und Kolonialismus. Die junge Schauspielerin Stefanie Reinsperger feiert ihr Burg-Debüt (September).

Dantons Tod
(Burg) Jan Bosse inszeniert, Joachim Meyerhoff kehrt zurück. Bergmann: "Immer wieder das Stück zur Stunde, immer wieder aktuell" (Oktober).

Bei Einbruch der Dunkelheit
(Burg) Der langjährige "Jedermann"-Regisseur Christian Stückl inszeniert diesen Text, der bisher nur in Klagenfurt gezeigt wurde, zu Peter Turrinis 70. Geburtstag (November).

Die Schneekönigin
(Akademie) Das Kinderstück, nach Andersen (November).

Die Unverheiratete
(Akademie) Ewald-Palmetshofer-Uraufführung. Es geht um eine komplizierte Täter-Opfer-Geschichte. Der junge Regisseur Robert Borgmann inszeniert erstmals an der Burg (Dezember).

Das Käthchen von Heilbronn
(Burg) David Bösch inszeniert Kleists Stück, "das seinen Magnetismus aufs Publikum schon oft bewiesen hat", so Bergmann (Jänner).

Das Konzert
(Akademie) Ein "Lieblingsstück" der Direktorin. Wer Hermann Bahrs virtuose Komödie in Szene setzt, ist noch nicht fix (Jänner).

Das Reich der Tiere
(Akademie) Schimmelpfennig inszeniert Schimmelpfennig als österreichische Erstaufführung. Bergmann: "Eine traurige, groteske Backstage-Komödie – echtes Schauspieler-Futter" (Februar).

Die Macht der Finsternis
(Akademie) Leo Tolstois erstes Stück, nach einem wahren Kriminalfall. Antú Romero Nunes ("Das Geisterhaus") führt Regie (März).

Die Schutzbefohlenen
(Burg) Michael Thalheimer inszeniert Elfriede Jelineks Text, der von der Geschichte der "Votivkirchen"-Flüchtlinge inspiriert ist, als österreichische Erstaufführung. Bergmann: "Ein Stück, das unbedingt nach Wien gehört, ein großes Oratorium über Menschenrechte" (März).

Die Affäre Rue de Lourcine
(Burg) Noch einmal Jelinek, sie bearbeitete Labiches virtuose Komödie über Scheinmoral, Regisseurin ist Barbara Frey (April).

Antigone
(Burg) Die junge Regisseurin Jette Steckel, die bisher in Wien am Schauspielhaus arbeitete, setzt Sophokles’ Tragödie in Szene. Bergmann: "Das Thema – Aufbegehren gegen totalitäre Regime – ist brennend aktuell" (Mai).

Ebenfalls geplant: Eine Produktion zur Erinnerung an Karlheinz Hackl, eine Produktion mit Elfriede Mayröcker (über Ernst Jandl), eine Lyrik-Reihe.

Premiere

Autor und Titel

Regie

Spielort

Anmerkungen

5. September 2014

Karl Kraus: "Die letzten Tage der Menschheit"

Georg Schmiedleitner

Burgtheater

Koproduktion mit den Salzburger Festspielen

6. September 2014

Wolfram Lotz: "Die lächerliche Finsternis" (UA)

Dusan David Parizek

Akademietheater

Oktober 2014

Georg Büchner: "Dantons Tod"

Jan Bosse

Burgtheater

November 2014

Peter Turrini: "Bei Einbruch der Dunkelheit"

Christian Stückl

Burgtheater

November 2014

Hans Christian Andersen: "Die Schneekönigin"

Annette Raffalt

Akademietheater

Für Kinder ab 7 Jahren

Dezember 2014

Ewald Palmetshofer: "Die Unverheiratete" (UA)

Robert Borgmann

Akademietheater

Jänner 2015

Heinrich von Kleist. "Das Käthchen von Heilbronn"

David Bösch

Burgtheater

Jänner 2015

Hermann Bahr: "Das Konzert"

Akademietheater

Februar 2015

Roland Schimmelpfennig: "Das Reich der Tiere" (ÖEA)

Roland Schimmelpfennig

Akademietheater

März 2015

Leo Tolstoi: "Die Macht der Finsternis"

Antu Romero Nunes

Akademietheater

März 2015

Elfriede Jelinek: "Die Schutzbefohlenen" (ÖEA)

Michael Thalheimer

Burgtheater

April 2015

Eugene Labiche: "Die Affäre Rue de Lourcine"

Barbara Frey

Burgtheater

Mai 2015

Sophokles: "Antigone"

Jette Steckel

Burgtheater

„Start frei“ heißt es Ende Juni in den arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen zwischen dem früheren Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann und der Burgtheater GmbH. Das Wiener Arbeits- und Sozialgericht (ASG) hat laut APA in den wechselseitigen Verfahren die jeweils ersten Tagsatzungen anberaumt.
Am 24. Juni wird die Klage behandelt, die Hartmann gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber eingereicht hat. Dabei geht es um die Frage, ob Hartmanns Entlassung „unberechtigt“ und „unwirksam“ (Hartmanns Sicht) oder „gerechtfertigt“ (laut Bundestheater-Holding) war. Drei Tage später beginnt ein separates Verfahren: Hier muss geklärt werden, ob einer Klage des Burgtheaters Berechtigung zukommt, mit der die Anfang 2012 vorgenommene Vertragsverlängerung Hartmanns angefochten wird. Die Verlängerung sei rechtsunwirksam zustande gekommen, argumentiert das Theater: Hätte man Einblicke in das Finanzdebakel gehabt oder davon nur etwas geahnt, wäre Hartmann nicht verlängert worden.
Grundsätzlich sei denkbar, dass beide Klagen zu einem Verfahren verbunden werden, sagte ein Gerichtssprecher. Offen ist auch, ob die Verfahren vor dem ASG überhaupt bis zur Klärung allfälliger strafrechtlicher Vorwürfe unterbrochen werden.

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