Buntes Treiben unter dem Regenbogen

ORF–Wahlkampf 2006: Eine Regenbogenkoalition, bestehend aus SPÖ, Grüne und FPÖ machte Alexander Wrabetz zum ORF-General.

Im ORF-Wahlkampf des Jahres 2006 waren die Fronten klar verteilt. Auf der einen Seite: Die Kanzlerpartei ÖVP, die sich sicher war, ihr Duo Lindner/Mück in eine zweite Periode zu befördern. Monika Lindner war damals amtierende ORF-Generaldirektorin, Werner Mück ihr – höchst umstrittener – TV-Chefredakteur.

Auf der anderen Seite: Eine Regenbogenkoalition, bestehend aus den Oppositionsparteien SPÖ, Grüne und FPÖ, die den SPÖ-nahen ORF-Finanzchef Alexander Wrabetz als Gegenkandidaten ins Rennen schickte; Wrabetz war einst Funktionär der sozialistischen Hochschülerschaft gewesen.

Wie konnte die Wrabetz-Mannschaft das Match im ORF-Stiftungsrat gewinnen? Lediglich mit Unterstützung des BZÖ, damals Junior-Partner der ÖVP in der Regierung. Laut KURIER-Informationen hatte es Absprachen zwischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Vizekanzler Hubert Gorbach (BZÖ). Im Juni 2006 wurde Peter Westenthaler BZÖ-Spitzenkandidat für die Nationalratswahlen – und damit starker Mann.

Rückblickend stellt sich die Frage: Welche Zugeständnisse hat Alexander Wrabetz gemacht, um die Basis für seine breite Unterstützung zu legen?

Unbestritten ist: Pius Strobl, der als Stiftungsrat der Grünen unmittelbar nach der Wahl 2006 zum Kommunikationschef bestellt wurde, gilt als Architekt dieses bunten Mehr-Parteien-Konstruktes – er soll im Hintergrund die Wahlkampf-Fäden gezogen haben. Die Kontakte von Wrabetz zu den Blauen dürften laut Insidern über Peter Fichtenbauer gelaufen sein. Und die SPÖ wiederum soll in einer ersten Sondierungsphase sogar einen bürgerlichen Alternativ-Kandidaten zu Lindner ins Auge gefasst haben – letztlich legte sich der damalige Parteivorsitzende Alfred Gusenbauer auf Wrabetz fest.

20 zu 15 Stimmen

Alexander Wrabetz erhielt am 17. August 2006 20 der 35 Stiftungsrats-Stimmen. Die hohe Zustimmung gelang ihm auch durch die Überzeugung der schwarzen Betriebsräte. Auch das hat im ORF-Tradition: Betriebsräte wenden sich jenem Kandidaten zu, der mehr verspricht; noch alle haben davon profitiert.

Übrigens: Laut profil soll Monika Lindner im August 2006 verzweifelt versucht haben, ihre Niederlage in allerletzter Minute noch abzuwenden. Auch Lindner soll Westenthaler gegenüber Personalwünsche zugestanden haben.

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