Buchmesse: Branche setzt auf Buchläden
Die 65. Frankfurter Buchmesse hat ihre Pforten am Mittwoch für Fachbesucher geöffnet. Auf der weltgrößten Bücherschau sind 7.300 Aussteller aus 100 Ländern vertreten. Aus Österreich sind 130 Verlage mit von der Partie, 30 am österreichischen Gemeinschaftsstand. Zu den wichtigsten Themen der Messe gehört die Zukunft des klassischen Buchhandels, der durch den Online-Handel immer stärker bedroht wird.
Für Publikumsverlage bleibt dabei der stationäre Buchhandel unverzichtbar. "Nur in Buchhandlungen können neue Bücher eingeführt werden", sagte dtv-Geschäftsführer Rudolf Frankl der dpa. Der Onlinehandel könne keine Bücher entdecken.
Einer Befragung zufolge sind für gut 61 Prozent der Deutschen Bücher ein wichtiger Bestandteil des Lebens, für jeden Zweiten sogar "wie gute Freunde". Dies ergab eine repräsentative Umfrage für die Kampagne "Vorsicht Buch!", wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels berichtete. Auch bei der jungen Generation der 14- bis 19-Jährigen liege die Zustimmung zum Buch mit 45,5 Prozent auf hohem Niveau.
Beim Kauf eines neuen Buchs verlassen sich die meisten Menschen dabei noch immer auf die Empfehlungen von Freunden und Bekannten. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) nannten dies in einer repräsentativen Umfrage des IT Branchenverbands Bitkom als wichtigste Informationsquelle. Dahinter folgen das Stöbern im Buchladen (44 Prozent) und Empfehlungen von Buchhändlern (29 Prozent). Auf automatisierte Buchtipps in Online-Shops achtet gut jeder Vierte (27 Prozent).
Gedruckte Bücher sind auch für Kinder und Jugendliche weiterhin attraktiv, wie eine Studie über den Kinder- und Jugendbuchmarkt ergab. "Entgegen aller Schwarzmalerei sind es gerade Kinder und Jugendliche, die mit großer Begeisterung lesen", hieß es dazu am Mittwoch auf der Buchmesse. Die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hatten die Studie in Auftrag gegeben. Eines der Ergebnisse: Die Anzahl der Käufer steigt, aber nicht die Zahl der Titel. 2012 kauften 14,3 Millionen Menschen jeweils durchschnittlich 4,8 Kinder-und Jugendbücher.
Warnung zur Eröffnung
Bei der Eröffnung am Dienstagabend richtete der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder, eine Warnung an die Europäische Union. Der deutsche Buchhandel sieht sich durch das geplante Freihandelsabkommen mit den USA in seiner Existenz bedroht und fordert mit Nachdruck den Erhalt der Buchpreisbindung. Die EU-Kommission dürfe sie bei den Verhandlungen keinesfalls opfern. Werde dieses Schutzinstrument abgeschafft, siege "die anonyme, ganz und gar manipulierbare Macht des Geldes über den Geist. Das Ende der stationären Buchhandlungen wäre eingeläutet."
Globale Konzerne wie Google, Apple und Amazon drängten auf eine Abschaffung der Buchpreisbindung, sagte Buchmessen-Direktor Juergen Boos bei der Eröffnungs-Pressekonferenz. "Das sind Kundenbindungsmaschinen und Logistikzauberer, aber keine Verleger. Da ist keine Leidenschaft dabei." In Frankreich gebe es ein Gesetz, das traditionelle Buchläden vor Internet-Händlern schützt, und Steuererleichterungen für den Laden um die Ecke. Dies zeige die Wertschätzung der Buchkultur im Nachbarland. "Hier können wir von Frankreich lernen."
Reaktion auf Coelho
Kritik des brasilianischen Bestseller-Autors Paulo Coelho am Buchmessen-Auftritt wiesen die Organisatoren zurück. Die 70 brasilianischen Autoren seien vor allem nach literarischen Kriterien benannt worden, sagte der Koordinator des Gastlandauftritts, Mario Lessa, der dpa. Coelho ("Der Alchimist") hatte erklärt, er kenne viele der offiziell eingeladenen Autoren nicht.
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