Eine Woche für die Literatur mit Nobelpreis und Buchmesse

Sein "Alchimist" wurde weltweit 65 Millionen Mal verkauft: Paulo Coelho verweigert Frankfurt.
Zum Auftakt der Büchershow gewann Terézia Mora den Buchpreis, und am Donnerstag gewinnt (vielleicht) ein Amerikaner.

Freude beim Münchner Luchterhand Verlag (der zu Random House gehört), und bei Lesern sollte sich spätestens jetzt Vorfreude einstellen.

Eine bewegende Ehegeschichte aus der Gegenwart – ein Mann in der Hölle: Job weg, die Ehefrau hat sich umgebracht und ein Tagebuch hinterlassen. Er geht mit ihrer Asche auf Reisen, liest, und was er über seine Frau nicht gewusst hat, vertreibt seine Depressionen keineswegs.
An der Fortsetzung wird gearbeitet.

Coelho verweigert

Das war der Auftakt zur Buchmesse, zu der Paulo Coelho aus Protest nicht angereist ist. Heuer ist Brasilien Ehrengast, und es ist ganz gut, wenn Coelho nicht kommt. Sonst glaubt man noch, er allein sei die brasilianische Literatur.

Der 66-Jährige verweigert, weil er von den eingeladenen Schriftstellern nur 20 kennt und 50 nicht. Er vermisst die Jungen und vermutet Vetternwirtschaft ...

1000 Autoren

Am Dienstag wird die Messe eröffnet. 600 Literatur-Agenten bemühen sich um Buchrechte, an die 300.000 „normale“ Besucher sind zu erwarten. 7100 Verlage aus 100 Ländern stellen aus – etwas weniger als im Vorjahr. Österreich ist mit 130 Verlagen vertreten (aber ohne Ministerin Claudia Schmied, sie verlässt bekanntlich das Kulturressort bzw. die Politik).

Bis Sonntag werden 3100 Veranstaltungen angeboten. Angeblich zeigen sich mehr als 1000 Schriftsteller, international bekannte Autoren sind heuer selten. Der Niederländer Leon de Winter hat sich angesagt, der Däne Jussi Adler-Olsen, Per Olov Enquist aus Schweden.

Mitten in die Messe – Donnerstag um 13 Uhr – fällt die Bekanntgabe des Literatur-Nobelpreisträgers 2013.

Zuletzt hatte die Schwedische Akademie vor 20 Jahren einen Autor aus Nordamerika ausgewählt, Toni Morrison. Diesmal ist bei den Wettanbietern Philip Roth relativ weit vorne. (Jetzt, wo der 80-Jährige nichts mehr schreiben will.)

Ebenso Thomas Pynchon und Cormac McCarthy, Margaret Atwood – und seit einigen Tagen liegt Joyce Carol Oates beim englischen Buchmacher Ladbrokes sogar auf Platz 2 (Quoten 6/1).

Bisher war gemunkelt worden: Zwar sei das Werk der New Yorkerin stets sozialkritisch, aber (zu) nahe am Unterhaltungsroman.

Beschädigung

Aber ist der mit umgerechnet 930.000 Euro dotierte Nobelpreis überhaupt so erstrebenswert?

Aus Imre Kertész’ kürzlich erschienenen Tagebüchern „Letzte Einkehr“ weiß man: Die Auszeichnung sei auch „Beschädigung“, auch „Vernichtung“, weil man zur Marke werde; zum Schauspieler, der seine Rolle als Schriftsteller bloß noch (mehr oder minder schlecht) darstelle.

Oder wie es der schwedische Verleger Svante Weyler formuliert hat: „Der Preis ist für den Preisträger wahnsinnig wichtig, aber er kann ihn auch wahnsinnig machen. Ein Nobelpreisträger ist wie ein Tiger in Afrika: sehr seltsam. Er muss beguckt werden. Und es gibt so viele Institutionen auf der Welt, die ihm lieber zuhören als seine Bücher zu lesen.“

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