Buchkritik: Andrea Winklers "Frau auf meiner Schulter"

Buchkritik: Andrea Winklers "Frau auf meiner Schulter"
Rückzug ins Dorf: Aus der Zeit fallen und trotzdem in ihr bleiben ...

Eine neue Therapie, um zur Ruhe zu kommen, ist: Man bekommt eine Schnecke in die Hand gesetzt, am besten eine Riesenschnecke, die fast 1 kg wiegt, und schaut ihr zu (und schaut ihr zu ...). Die Oberösterreicherin Andrea Winkler hätte wahrscheinlich auch darüber ein Kunstwerk der Sprache und Form  machen können.

Rinnsal

Aber im Dorf, in das sich eine Frau zurückgezogen hat – Verwandte starben, Bekannte gingen – konnte Winkler wohl besser zeigen: wie man aus der Zeit gefallen ist und trotzdem in ihr bleibt. Eine Geschichte  zum Gesundwerden, nicht nur für Martha, die Hauptperson. Auf Monaten der Einsamkeit folgen neue Freundschaften mit Menschen, deren Lebensläufe „vorübergehend im Rinnsal“ stecken. Mit einer Sängerin, einer Schauspielerin ... mit denen redet sich’s gut. So poetisch. Das kommt in Dörfern aber selten vor.
 „Die Frau auf meiner Schulter“ ist selbstverständlich kein Ratgeber. Aber Literatur, von der man lernt.

 

 

Andrea Winkler:
„Die Frau auf
meiner Schulter“
Zsolnay Verlag.
192 Seiten.
21,60 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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