Robert Seethaler: Wieder ein Ausflug in die Wiener Vergangenheit

Robert Seethaler: Wieder ein Ausflug in die Wiener Vergangenheit
"Das Café ohne Namen"

Der völlig besoffene Georg sitzt am Donauufer und traut seinen trüben Augen nicht. Die Reichsbrücke ist hin, plötzlich eingestürzt. Tatsächlich geschehen am 1. August 1976. Nach dem Erfolg „Der Trafikant“ (im zunehmend naziverseuchten Wien) kramt Robert Seethaler zum zweiten Mal in der Geschichte der Stadt. In einer, in die möglicherweise das Erinnerungsvermögen der Leserschaft noch reicht, die vom Aufbau und Aufbruch handelt. Nach U-Bahn und UNO-City verlangt der Zeitgeist. Und Robert Simon, Gelegenheitsarbeiter, entschließt sich, ein Café zu eröffnen. Ein namenloser Treffpunkt, wo Menschen noch leibhaftig erzählen, streiten, lieben, Schmalzbrote mit oder ohne Zwiebel serviert bekommen. Wie das Malheur mit der Reichsbrücke zeigt, ist vieles nicht von Dauer. Gefühle und Hoffnungen schon gar nicht. Seethaler zeichnet schnörkellos eine Momentaufnahme. Erlaubt ist ein gedanklicher Abstecher in die Nostalgie.