Ansichten eines Strichs mit Brille

Ansichten eines Strichs mit Brille
„Akira Kurosawa und der meditierende Frosch“ bietet wenig Japanfilm-Expertise

Autofiktionales Schreiben ist das Gebot der Stunde. Jeder Autor, der auf sich hält, schreibt jetzt so, dass es irgendwie offensichtlich oder angeblich persönlich ist, und dichtet was dazu. War früher nicht anders (Goethes „Dichtung und Wahrheit“), seit Knausgård gibt’s kein Entkommen davon. Nicolas Mahler macht das, neben Interpretationen von Weltliteratur, auch schon länger. Man erinnere sich an die erstklassigen Bücher über seine Zores mit dem Finanzamt.

Entgegen den Erwartungen, die der Titel schürt, dreht sich nun „Akira Kurosawa und der meditierende Frosch“ nur am Rande um japanische Filme. Vielmehr geht es um den Kern der menschlichen Existenz. Also um Mahlers Erlebnisse und Ansichten. Mahler, ein Strich mit Brille, besucht Kyoto, Paris und die Buch Wien, streift Thomas Bernhard, trifft fadisierte Schüler, versucht Mangas und ärgert sich über die „vertrottelte Verwendung des Begriffs Graphic Novel“. Vor allem aber, und das ist nicht hinzunehmen: MAHLER MACHT SICH ÜBER STERNEWERTUNGEN LUSTIG!

Ansichten eines Strichs mit Brille

Nicolas Mahler: „Akira Kurosawa und der meditierende Frosch“
reprodukt.
128 Seiten. 16 Euro 

KURIER-Wertung. 4 1/2 von 5 Sternen (Abzug wegen Kritik an der Sternekritik)