Science-Fiction-Kultautor Neal Stephenson, der mit „Snow Crash“ (1991) die irrelaufende Onlinewelt von heute vorweggenommen hat, hat in seinem neuen Buch eine geradezu auf der Hand liegende und daher umso einleuchtendere Idee. Denn wir haben heute ja nicht nur ein Klimaproblem, wir haben auch allerlei Problemmilliardäre. Die sorgen sich alle irgendwie hauptsächlich ums eigene Überleben, lassen daher an der Unsterblichkeit ebenso forschen wie an Marskolonien, falls die Erde mal hin ist. Stephenson lässt in seinem neuen, dicken Roman „Termination Shock“ nun einen derartigen Milliardär auf die Klimaproblematik los.
Denn eigentlich ist der Klimawandel ja ein mit technischen Hilfsmitteln lösbares Problem. Und damit Kerngebiet für Stephenson, der eine Art glorifizierte Ingenieursliteratur schreibt, und das ist als Lob gemeint: Sein Buch „Cryptonomicon“ etwa ist ein fantastischer Page-Turner über Kryptografie, also über die an sich sehr fade Technologie der Verschlüsselung. Er sieht die Welt aus einem ähnlichen Blickwinkel wie das Silicon Valley, als Summe an Einzelproblemen, die für das große Gute gelöst werden müssen.
Auch der Klimawandel lässt sich als ingenieurstechnische Herausforderung sehen: Wenn wir Menschen zu blöd sind, den Ausstoß schädlicher Gase ausreichend zu reduzieren, muss die Erde halt anderweitig gekühlt werden. Die Ideen dazu gibt es, etwa, Substanzen in die Atmosphäre zu blasen, die die Sonnenstrahlen reflektieren. Die politische Weltgemeinschaft schreckt aber vor den Folgeproblemen zurück: Man kann nicht genau sagen, welche negativen Auswirkungen das haben könnte.
Das ist dem Yankee-Milliardär in „Termination Shock“ aber wurscht: Er zückt die riesige Klimakanone. Mit seiner „Machen wir es halt“-Mentalität sorgt er für Verwerfungen in der Weltpolitik ebenso wie für Hoffnung für jene Nationen, die untergehen.
„Termination Shock“ ist packende Klimaliteratur, Spionageroman, Liebesgeschichte und erschreckend nahe Science-Fiction.