Die pensionierte Tierärztin Katharina hat ein abgelegenes Gutshaus nordöstlich von Berlin geerbt: „Das Haus“, so heißt Monika Marons neuer Roman. Zehn Zimmer, alle mit Bad. Eine Künstlerresidenz hätte man einrichten können. Katharina zog eine Wohngemeinschaft mit Freunden vor, um im Alter nicht allein zu sein. Eva weiß sofort, dass sie nicht in die Alten-WG will. Eine unleistbare Mieterhöhung bringt die Ich-Erzählerin dazu, sich der Kommune anzuschließen. Vorübergehend. Sie bleibt Außenseiterin, verweigert gemeinsame Aktivitäten.
Eva erinnert in ihrer Widerständigkeit an die Autorin selbst. Kompromisslos und nur begrenzt bereit, sich Normen der jeweiligen gesellschaftlichen Umgebung unterzuordnen. Die 82-jährige in der DDR sozialisierte Monika Maron hat sich wiederholt kritisch zu Themen wie Zuwanderung geäußert – und wurde als islamophob und anti-emanzipatorisch bezeichnet. Ihr Stammverlag S. Fischer trennte sich nach fast 40 Jahren von ihr. Nun publiziert sie bei Hoffmann und Campe, wo zuletzt die DDR-kritische Satire „Herr Aurich“ erschien.
„Das Haus“ ist ein kluger, stellenweise boshafter Roman über die Grenzen von Gemeinsamkeit. Bis zuletzt lotet man hier Möglichkeiten des Zusammenlebens aus. Maron ist eine oft gnadenlose Beobachterin, sie erkennt Schwächen – und wirbt doch auch um Verständnis. Maron, hat man den Eindruck, weiß viel über das Menschsein.