Marlen Haushofers radikaler, kompromissloser Apokalypse-Roman „Die Wand“ ist so einer. Sie denkt darin die Vorstellung von Einsamkeit zu Ende. Man vergisst dieses Buch nie.
Marlen Haushofer, 1920 im oberösterreichischen Frauenstein geboren, ist eine der wichtigsten deutschsprachigen Autorinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Lebens- und Arbeitsumstände wurden von der Germanistin und Literaturwissenschafterin Daniela Strigl bereits im Jahr 2000 in der beeindruckenden Biografie „Wahrscheinlich bin ich verrückt“ beleuchtet. Spätestens damals erfuhr man: Ein „Zimmer für sich allein“, wie es Virginia Woolf als Grundvoraussetzung für Schriftstellerinnen forderte, hatte Haushofer lange nicht. Zahnarztgattin und Mutter zweier Söhne, arbeitete sie am Küchentisch. Dort schrieb sie auch den ikonischen Roman „Die Wand“.
Die Begrenzung weiblicher Lebensräume und die Abgründe unter der bürgerlichen Oberfläche des Nachkriegs-Wirtschaftswunder-Österreich waren ihr lebensbegleitendes Thema, stark präsent etwa auch in Romanen wie „Die Tapetentür“ oder in der Novelle „Wir töten Stella.“
Daniela Strigl ist neben der Germanistin Konstanze Fliedl nun eine der Herausgeberinnen der Werkausgabe, die erstmals sämtliche Romane und Erzählungen Haushofers versammelt, wissenschaftlich einordnet und um Vorworte von Gegenwartsautorinnen erweitert.
Die Werkausgabe wird am 14.12. im StifterHaus in Linz präsentiert. Verena Altenberger liest aus der Novelle „Wir töten Stella“.