Erzähler ist (wie schon in früheren Ellroy-Krimis) der korrupte Ex-Cop Freddy Otash, den es wirklich gab – wie die meisten der hier auftretenden Personen. Wie weit Ellroy darüber hinaus hier auf Faktentreue Wert legte, ist schwer zu sagen. Wäre sie ihm wichtig gewesen, hätte der preisgekrönte Krimiautor („Die Schwarze Dahlie“, „L.A. Confidential“) das wohl hingekriegt. Andererseits: Diese Geschichte ist auch 62 Jahre nach den realen Ereignissen mehr als undurchsichtig.
Gut ist jedenfalls, dass Ellroy seinem vielschichtigen, rasanten und, wir sind in den 60ern, natürlich extrem politisch unkorrekten Thriller – es wimmelt vor „Mexen-Miezen“ und „Itakern“– ein Glossar mit den Hauptpersonen, den „Bezauberern“, angehängt hat. Neben Monroe und den Kennedys ist darunter auch deren Schwager, der Schauspieler Peter Lawford.
Im Kern geht es darum, wer aller Interesse am Tod des größten lebenden Filmstars Marilyn Monroe gehabt haben könnte. Und wüsste man nicht, dass eben der widerliche Freddie und nicht Ellroy diese Geschichte erzählt, würde man sich über die unterkomplexe Darstellung der Monroe ärgern. Sie ist hier bloß eine mal bedürftige, mal berechnende, drogensüchtige Nymphomanin, die von den Kennedys abserviert wurde und ihnen nun mit belastendem Material droht.
Zudem wird die angeblich persönliche Konkurrenz zu Liz Taylor ausgebreitet, die zur selben Zeit, als Monroe an ihren letzten Film arbeitete, in Rom „Kleopatra“ drehte. Die beiden hätten einander an Exzentrik überboten. Tatsächlich war Monroes undiszipliniertes Verhalten am Set von „Something’s Got to Give“, an dem hier auch Freddy Otash herumschnüffelt, zweitrangig. Weder sie noch Taylor waren schuld daran, dass sich die Twentieth Century Fox mit „Kleopatra“ heillos überhoben hatte. Aber es werden auch andere Stars wie Ava Gardner durch den miesen Freddie-Gossip-Dreck gezogen. Eigentlich kriegt jeder sein Fett ab. Böse, sehr böse, gute Unterhaltung mit Hollywood-von-gestern-Flair.