Hanno Millesi: Der junge Mann und der Tintenfisch

Hanno Millesi: Der junge Mann und der Tintenfisch
Die leise-poetische Erzählung des Wiener Schriftstellers Hanno Millesi über zwei ungleiche Reisegefährten

Wer den berührenden Dokumentarfilm „Mein Lehrer, der Krake“ über ein schlaues Oktopusweibchen gesehen hat, wird seinen Calamari-Konsum anschließend wohl überdacht haben. Auch dem Protagonisten von Hanno Millesis geschliffener Erzählung „Der junge Mann und das Meer“ tut es bald leid, einen Tintenfisch als Nahrungsmittel bezeichnet zu haben.

Hanno Millesi: Der junge Mann und der Tintenfisch

Hanno Millesi:
„Der junge Mann und das Meer“
Atelier.  
120 Seiten.
21 Euro

KURIER-Wertung: 5 von 5 Sternen

Mehr oder weniger durch ein Kommunikationsmissverständnis ist er in den Besitz des Tieres gekommen und fortan wird sich die Tagesgestaltung des Mannes, der eigentlich zum Sightseeing in diese Stadt am Meer gekommen ist, den Bedürfnissen seiner Begleitung im Plastiksackerl unterordnen müssen. Die Beziehung zwischen den beiden ungleichen Reisekumpanen wird keine ganz dramatische Wendung nehmen, sondern leise und poetisch enden, wie der Tag Stunden zuvor begonnen hat: „Wer jetzt noch auf den Beinen ist, dem verabreicht der morgendliche Nieselregen einen ernüchternden Gutenachtkuss.“