Vielleicht war das der Grund für den italienischen Politikwissenschafter Giuliano da Empoli, sich erstmals auf das Abenteuer einzulassen, einen Roman zu verfassen. Was in der politischen Analyse kaum mehr als das Hantieren mit den Halbwahrheiten angeblicher Insider wäre, liefert faszinierendes Material für die Literatur. Empoli baut aus seinem fundierten Wissen über Russlands Werdegang seit dem Zerfall der Sowjetunion, einer bemerkenswerten Gabe für Charakterstudien und tiefgreifenden Überlegungen über das Wesen russischer Gewaltherrschaft ein Bild, das Putin und seine Macht beängstigend lebendig macht.
Modelliert nach einem real existierenden Berater des „Zaren“ hat er eine Zentralfigur erschaffen, die einst das Putinsche Machtgebäude konstruiert hat und jetzt im Rückblick grundsätzliche Überlegungen über dieses politische Monster anstellt. Und diese Überlegungen wecken zumindest die Illusion, endlich zu begreifen, wie Putin aus den Trümmern der Sowjetunion und dem Chaos des Raubtierkapitalismus einen Herrschaftsanspruch formulierte und warum er so Russland etwas zurückgab, was verloren schien. Diesmal kommt die Literatur dem russischen Rätsel näher als alle Experten.