"Donnerstagsmordclub": Nur von Dan Brown wurde so viel verkauft

"Donnerstagsmordclub": Nur von Dan Brown wurde so viel verkauft
Der BBC-Moderator Richard Osman, bekannt durch die Quizshow "Pointless", ist Englands „Autor des Jahres“

Das Spiel hat viel von „Stadt, Land“: 100 Zuschauer im Studio werden z. B. gefragt: Nenne eine Hauptstadt.

80 von 100 antworten mit: London.

Dann bekommen die Quizkandidaten diese Frage, und wenn denen auch nichts Ausgefalleneres einfällt als London, so bekommen sie 80 (Schlecht-)Punkte.

Sagt aber einer: Tegucigalpa (von Honduras), und niemand anderer hatte diese Antwort, bekommt er null Punkte, das ist optimal.

Die TV-Show der BBC heißt dementsprechend „Pointless“. Sie läuft seit 2009, 1500 Sendungen gab es bisher, oft mit Prominenten und oft mit Richard Osman als Moderator. Nirgendwo sonst in Europa war das Format erfolgreich. Die ARD versuchte es unter dem Titel „Null gewinnt“ mit Dieter Nuhr, hörte aber bald auf.

Der Engländer Richard Osman erfindet und präsentiert Quiz- und Spieleshows. Er ist durch ein schweres Augenleiden gehandicapt und sagt über sich: „Ich wünschte, ich wäre cooler.“ Selbsteinschätzung, die gefällt. Jüngst fiel er auch mit einem Wohlfühl-Krimi auf.

45.000 Mal wurde „Der Donnerstagsmordclub“ in Großbritannien in den ersten drei Tagen nach Veröffentlichung im September 2020 verkauft. In der Woche vor Weihnachten gingen 135.000 Bücher weg.

Man hält bei mehr als einer Million Exemplaren. Das schaffte in Großbritannien bisher nur Dan Brown.

Osman wurde zum „Autor des Jahres“ gewählt.

Steven Spielberg sicherte sich die Rechte für die Verfilmung. Osman behält sich vor, den Film zu produzieren. Ist das alles nicht cool?

Man wird im Buch an Miss Marple erinnert. Der „Mordclub“ geht Agatha Christies Wege. Es sind vier Bewohnerinnen und Bewohner einer luxuriösen Altersresidenz, die als Hobby jeden Donnerstag ein ungelöstes Verbrechen besprechen. Dazu laden sie Polizisten ein, Gerichtsmediziner, Zeugen. Das Ergebnis, zu dem sie kommen, hat freilich keine Auswirkungen. Aber dann liegt eine Leiche vor der Tür.

Das ist warmherzig, hat Witz, ist nett. Es passt schon. Aber es wäre ein Hobby, jeden Donnerstag zu diskutieren, warum andere nette Bücher nahezu ungelesen liegenbleiben.

 

Richard Osman:
„Der Donnerstagsmordclub“
Übersetzt von
Sabine Roth.
List Verlag.
458 Seiten.
16,50 Euro

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

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