Curtis Sittenfeld: Ein viel zu schöner Mann
Wenn „Romantic Comedy“ auf "Saturday Night Live" trifft
Einen besseren Job als Sally kann man eigentlich nicht haben.
Einen besseren Job als Sally kann man eigentlich nicht haben.
Sie wird sehr gut dafür bezahlt, lustiges Fernsehen zu machen. Die Sendung, für die sie Gags schreibt, heißt zwar „TNO“, ist aber natürlich als „SNL“ zu erkennen, als „Saturday Night Live“. Diese Show ist in den USA ein nationales Kulturgut der Liberalen: Die Comedy-Show vermischt aktuelle Debatten, gescheite, wenn auch oft etwas exaltierte Sketche und Gastauftritte berühmter Leute.
Das Buch der Autorin Curtis Sittenfeld nun ist selbst wie ein langer „SNL“-Sketch, der sich über romantische Komödien lustig macht – aber auf liebevolle, fast zärtliche Art und Weise.
Sally ist, wie man das so ist, Alltagsfeministin, zynisch, schlagfertig – und plötzlich verknallt. Und zwar in den Popstar Noah Brewster, der diesmal Gastmoderator der Show ist.
Was insofern besonders blöd ist, als sich Sally gerade eben erst anhaltend und freundlich über ihren Bürokollegen Danny lustig gemacht hat, der – als dezidiert mittelgut aussehender Mann – sich eine berühmte und wahnsinnig gut aussehende Schauspielerin angeln konnte. Dieses aussehensmäßige Nach-oben-Verlieben, meint Sally, gelingt nur Männern.
Nun ja.
Noah schaut ihr bei der Musikprobe zur Show in die Augen, Kleines, und plötzlich fühlt sie „den Schmerz, den man in Gegenwart unglaublich schöner Menschen verspürt“: Sally ist sich so schmerzlich des Statusgefälles zwischen sich und dem reichen, berühmten, schönen Mann bewusst, dass sie gar nicht mitbekommt, dass das alles in ihrem Kopf eine größere Rolle spielt als in echt.
Denn, wir sind hier in einer romantischen Komödie: Der Popstar interessiert sich auch für sie (auch wenn sie, überzeugt, dass das nicht sein kann, unbewusst alles dafür tut, dass das Fiktion bleibt). Was sich auf den Seiten als Hindernistour bis zum ersten Kuss entspinnt, ist nur in Sallys Kopf, und man möchte ihr hin und wieder gerne freundlich ins Ohr schreien, dass sie endlich aufhören sollte mit dem Kaputtdenken.
Aber, klar, es kommen dann noch echte Probleme. Und auch wenn man gediegen zynisch ist, liest man diese Story gerne – als witziges Sommerbuch.