Buchkritik: Anne Enright und "Die Schauspielerin"

Buchkritik: Anne Enright und "Die Schauspielerin"
Ein Mutter-Tochter-Porträt der irischen Schriftstellerin, zu dem man sich durchkämpfen muss.

Bei den Familiengeschichten der Dublinerin Anne Enright (Bild oben) konnte man sich schwindlig lesen: zuletzt „Anatomie einer Affäre“ und „Rosaleens Fest“. Das ist bei „Die Schauspielerin“ nicht ganz so leicht möglich. Man muss sich, von vielen Namen irritiert, durchkämpfen, bis man das Mutter-Tochter-Porträt deutlich sieht.

Zärtlich

Bis man in die vielen Gesichter der Frauen schauen kann. Die Mutter war ein irischer Hollywood-Star, der sich auch privat inszenierte. Ihr Ende begann, als sie einem Filmproduzenten in den Fuß schoss und für verrückt erklärt wurde. Anne Enright dachte dabei an Valerie Solanas, die Andy Warhol ins Koma geschossen hatte.

Lang nach ihrem Tod zieht nun die Tochter, 50 ist sie, Bilanz. Es ist keine Abrechnung, es ist ein zärtlicher Rückblick auf eine Frau, die alles einstecken konnte, aber nicht, wenn ihre Tochter verwundet wurde. Wer war sie? Als Schauspielerin? Als Mutter? Enright dringt immer zum Menschen vor.


Anne Enright:
„Die
Schauspielerin“
Übersetzt von
Eva Bonne.
Penguin Verlag.
304 Seiten. 22,70 Euro

KURIER-Wertung: ****

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