Anna Mitgutsch: Manchmal denk ich noch an dich. Aber nicht mehr so oft
Israel war jung wie sie beide, kaum zwanzig, und in ihrer Erinnerung war die gemeinsame Zeit im Kibbuz die beste ihres Lebens. Irgendwann waren sie nur mehr Teil von einander Vergangenheit. Ein Mal noch eine zufällige Begegnung, ein Blick durchs Autofenster, dann nie wieder. Fünfzig Jahre später schreibt sie ihm. Um zu sagen: „Manchmal denk ich noch an dich. Aber nicht mehr so oft.“ „Alan, my love“ ist einer von 18 „Unzustellbaren Briefen“, in denen die in Linz geborene Schriftstellerin Anna Mitgutsch Porträts und Skizzen von Menschen und Möglichkeiten zeichnet. Zarte Erinnerungen, keine Nacherzählungen, sondern Ahnungen, Empfindungen, auch Andeutungen von Unsagbarem. Ob die Großmutter eines ihrer 12 Kinder mehr als die anderen geliebt hat. Ob es gut ist, dass die Freundin von früher weit weg ist, denn man hat einander im Grunde nichts mehr zu sagen, aber der zärtliche Blick auf gemeinsam Erlebtes verbindet. Anna Mitgutsch versteht viel vom Leben und vom Schreiben.