"Animal Farm" neu: Zwischen wonnetrunken und begeistert

"Animal Farm" neu: Zwischen wonnetrunken und begeistert
George Orwell, 70 Jahre nach seinem Tod mit vielen Neuausgaben und Übersetzungen

Wie es euch gefällt: Entweder waren die Schweine geradezu wonnetrunken angesichts von Napoleons Gerissenheit. Oder die Schweine waren begeistert von Napoleons raffinierter Taktik. (Ja, das gefällt.)

Die Wonnetrunkenen kommen vom Manesse Verlag, die Begeisterten sind bei dtv beheimatet.

(Im Original:

„The pigs were in ecstasies over Napoleon's cunning.“)

Orwells „Animal Farm“ ist seit heuer gemeinfrei, man muss bei Veröffentlichung nichts mehr an die Erben des Engländers (1903 – 1950) zahlen; deshalb gibt es heuer viele Neuausgaben und neue Übersetzungen.

Eva Menasse beklagt im Nachwort der Manesse-Ausgabe, der Roman werde im Englisch-Unterricht zu früh gelesen. Man verstehe die Anspielungen nicht, man sehe die Schönheit der Literatur nicht. Man könnte auch im Geschichtsunterricht gut darüber reden.

Schwatzwutz?

Denn der Bauernhof ist die Sowjetunion. Der Aufstand der Tiere gegen Bauer Jones, der sie schlecht behandelte = die Oktoberrevolution. Schwein Napoleon = Stalin, der das Kommando übernimmt. Der weiße Eber Schneeball = Trotzki, der gerade noch flüchten kann. Die Hunde = Geheimpolizei ...

Die dtv-Ausgabe mit Vorwort und Nachwort, Zeittafel und Anmerkungen ist informativer und weist den Weg zu Orwells zweitem berühmten Roman „1984“.

Und weil ein Windsor-Stuhl vorkommt, wird erklärt, dass es sich um einen billigen Sessel aus dünnen Holzstäben handelte.

Und weil Bauer Jones eine Ladung Schrot Nr. 6 in die Dunkelheit ballert, wird erklärt, dass die Bleikugeln nur einen Durchmesser von 2,7 mm haben. Diesen Bonus den weiß man zu schätzen.

Im übrigen gibt es das Opportunistenferkel Schwatzwutz nicht mehr. Diesen alten Namen fand nicht allein Übersetzer Lutz-W. Wolff unpassend. Es bleibt das Original bestehen, Squealer heißt der Schweinehund.


George
Orwell:
„Farm der Tiere“
Neu übersetzt von Ulrich Blumenbach. Nachwort von Eva
Menasse.
Manesse Verlag.
192 Seiten.
18,50 Euro

KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern


George
Orwell:
  „Farm der Tiere“
Neu übersetzt und Nachwort von
Lutz W. Wolff.
Vorwort von
 Ilija Trojanow.
dtv.
192 Seiten.
20,60 Euro

KURIER-Wertung: *****

Kommentare