Es war eine schwere Geburt voller Fragezeichen. Pandemie, Lockdown, ein großes Personal, viel Aufwand und die Ungewissheit, wann man denn endlich spielen darf. Doch am Samstag ist es soweit. Die Wiener Volksoper kann Kurt Weills sogenanntes „Musical play“ (Buch: Moss Hart, Gesangstexte: Ira Gershwin) endlich auf die Bühne bringen.
Regie führt Matthias Davids, der im KURIER-Gespräch bekennt: „Ja, die Nerven lagen blank. Es war eine Kraftanstrengung. Aber ich hoffe, sie hat sich gelohnt.“
Doch worum geht es bei diesem selten gespielten Werk? Davids: „Weill hat das Stück 1941 im Exil in New York auf die Bühne gebracht und kombiniert auf sehr kluge Weise zwei Ebenen. Auf der einen Seite eine große Broadway-Show, die immerhin mit Ginger Rodgers und Ray Milland verfilmt wurde – am Broadway spielten Gertude Lawrence, Danny Kaye und Victor Mature die Hauptrollen. Auf der anderen Seite ist ,Lady in the Dark’ ein sehr untypisches Musical, sind doch viele Elemente der Psychoanalyse mit eingebaut.“
Psychoanalyse
Konkret: Eliza Elliott, die Chefredakteurin einer großen Modezeitung, leidet unter einem Burnout und konsultiert daher einen Psychiater. Dieser lässt sie erzählen und Traumbilder entwerfen, die wiederum als große Tableaus mit vielen Songs auf die Bühne gebracht werden. Davids: „Damals war die Psychoanalyse sehr modern, das hat Weill genützt.“
Warum aber wird „Lady in the Dark“ so selten aufgeführt? Der Regisseur: „Weil in Europa gegenüber den amerikanischen Werken von Weill eine Art Snobismus herrschte und immer noch herrscht. Dazu sind die Herausforderungen an jedes Haus groß. Man braucht singende Schauspieler, schauspielernde Sänger und singende Tänzer – das ist nicht so einfach zu koordinieren. Aber ich denke, wir haben gute Lösungen gefunden. Vor allem für die vielen reinen Gesprächsszenen. Immerhin gibt es bei ,Lady in the Dark’ keine flotte Ouvertüre, alles beginnt quasi auf der Psychiatercouch. Aber die Songs sind erstklassig.“
Zusammenhalt
Und wie waren die Arbeiten während des Lockdowns? „Wir haben irgendwie alles zusammengehalten, wir haben alle zusammengehalten und uns gesagt: ;Wir müssen da durch und wir gehen da auch durch.“ Es war extrem wichtig, dass wir dieses Gemeinschaftsgefühl nicht verloren haben.“
Davids weiter: „Und jetzt dürfen wir vor Publikum spielen. Ich habe nichts gegen Streaming. Das kann kurzfristig ein Behelf sein. Aber das Theater braucht Publikum. Erst dann lebt es und erfüllt seinen Sinn.“
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