Britischer Maler Frank Auerbach 93-jährig gestorben
Er war einer der zentralen Impulsgeber für die britische Malerei nach 1945 - und wie bei einem anderen der wichtigsten Maler seiner Generation, Sigmunds Freud Enkel Lucian Freud (1922-2011), stand am Anfang seiner Biografie eine Fluchtgeschichte: Frank Auerbach wurde 1931 in Berlin geboren und kam 1939 mit einem Kindertransport nach Großbritannien. Seine Eltern, die als assimilierte Juden in der deutschen Hauptstadt gelebt haben, wurden in Auschwitz ermordet. Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki (1920-2013) war einer seiner Cousins.
Nun ist Frank Auerbach, der letzte Überlebende der so genannten "School of London", 93-jährig in seiner britischen Heimatstadt verstorben. Das berichten Medien unter Berufung auf Auerbachs Galerie.
"School of London" war der Sammelbegriff für eine Gruppe von Künstlern, die sich um Lucian Freud und Francis Bacon im Londoner Stadtteil Soho bildete - ohne sich je explizit als Gruppe zu definieren oder einen einheitlichen Stil auszubilden. Wie seine Kollegen war Auerbach, der nach seiner Ausbildung am Royal Collage of Art ein kleines, schlecht beheiztes Atelier im Stadtteil Camden benutzte, aber ein Workaholic und ein Maler durch und durch.
Kriegstrauma
Die von deutschen Luftangriffen versehrte Stadt war eines seiner zentralen Themen, zu denen Auerbach immer wieder zurückkehrte - und die ihn gewissermaßen zum Maler des britischen Kriegstraumas werden ließen. Außerdem malte er Porträts und Akte, wobei er zu seinen Modellen stets eine intensive, oft fordernde Beziehung pflegte.
Ein solches Modell, die Malerin Julia Wolstenhome, wurde seine Frau. Andere Protagonisten seiner Porträts hatten eine biografische Rolle in seinem Leben, etwa seine Cousine Gerda Boehm, die ihn in Anfangsjahren finanziell unterstützte.
Ein Porträt Boehms - fast unkenntlich in den für Auerbach typischen pastosen Farbmassen - erzielte 2022 einen Preis von fünf Millionen US-$. Anders als Freud oder Bacon stieg der Maler nie in die Top-Sphären des Marktes auf, blieb in vieler Hinsicht ein Künstlerfavorit. Als Lucian Freud 2011 starb, überließ er dem britischen Staat seine Auerbach-Sammlung, im Gegenzug sollte dieser ihm Steuerschulden erlassen.
Auerbach selbst führte bis zuletzt ein mönchisches Leben, während der Covid-Lockdowns malte er Selbstporträts. "Ich mache manchmal auch gern andere Dinge", sagte er dem Guardian 2015. "Aber eigentlich ist es interessanter, zu malen."
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