Brillant: "Ulysses" im Theater an der Wien

Brillant: "Ulysses" im Theater an der Wien
Kritik: Musikalische Lesung von Nicholas Ofczarek, Karl Markovics und Corinna Harfouch aus James Joyces Roman. Grandios, die Perkussionistin Evelyn Glennie.

Kann man ein Werk wie James Joyces Roman "Ulysses" wirklich auf die Bühne bringen? Man kann, wenn auch in etwas, aber brillanter abgeschwächter Form.

Passend zur ersten Saisonpremiere (Monteverdis Oper "Il ritorno d’Ulisse in patria") hat das Theater an der Wien zum Auftakt Joyces Meisterwerk zur Diskussion gestellt. In einer Besetzung, wie sie besser und einzigartiger wohl kaum sein könnte. Nicholas Ofczarek, Karl Markovics und die großartige Corinna Harfouch waren angetreten, um durch den Kosmos des irischen Schriftstellers zu führen; an diversen Schlagwerken sorgte die gehörlose Dame Evelyn Glennie für den passenden Sound.

Ausnahmeschauspieler

Und wie! Die Perkussionistin bringt so ungefähr alles zum Klingen, was in der Nähe ist. Ob Trommel, Marimba, Rasseln oder Wassergläser – Glennie spielt so virtuos, so selbstverständlich, dass es eine Freude ist.

Gut auch die Musikauswahl; exzellent auch die Dramaturgie und die Spielfassung des "Ulysses" von Manfred Hess. Dieser hat Szenen aus allen 18 Stationen des Romans ausgewählt; allein, in Duetten oder verbalen Terzetten mit Musikbegleitung verhalfen Ofczarek, Markovics und Harfouch Joyce zu seinem Recht. Denn alle drei sind Ausnahmeschauspieler, die einem auch das Telefonbuch vorlesen könnten, ohne das ein Funken Langeweile aufkommen würde.

Die wichtigste Funktion aber hatte Corinna Harfouch inne; sie gab Evelyn Glennie durch kleine Gesten die Einsätze vor. Glennie wiederum revanchierte sich mit furiosen Einlagen. Vollendet.

KURIER-Wertung: ***** von *****

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