Breiviks Rede als Bühnenstück in Wien

Sascha Ö. Soydan trägt Breiviks Pamphlet vor
Die "Garage X" betont, es gehe um Aufklärung und Ursachenanalyse.

Die derzeit vielleicht am heftigsten umstrittene Bühnenproduktion Europas ist am Mittwoch (20.00 Uhr) in Wien zu sehen: „Breiviks Erklärung“.

Bei dem Text handelt es sich um jene Rede, die der norwegische Massenmörder Anders Breivik zu Beginn seines Prozesses in Oslo gehalten hatte. Der Schweizer Regisseur Milo Rau hat den Text für die Bühne eingerichtet, gesprochen wird er von einer Frau, der deutsch-türkischen Schauspielerin Sascha Ö. Soydan. Die Produktion kommt auf Einladung der Off-Bühne „Garage X“ nach Wien, wird, wie an jedem Spielort, nur einmal gezeigt – und zwar in der Akademie der bildenden Künste.

Angesichts der Monströsität von Breiviks Taten – er ermordete 69 Menschen und rechtfertigte sich mit wirren, rassistischen Thesen – galt der Konsens, ihm möglichst wenig Öffentlichkeit zu gönnen. Warum gibt ihm die „Garage X“ dennoch eine Bühne?

Harald Posch, einer der Leiter des Theaters, antwortet auf diesen Vorwurf so: „Es ist nicht Herr Breivik, der hier eine Bühne erhält, sondern ein Prinzip!“ Auch der Regisseur Milo Rau betont, dass die Rede Breiviks selbst über weite Strecken so verharmlosend klinge, dass sie etwa in der Schweiz mehrheitsfähig wäre. Posch: „Es ist das Aufklären, Aus- und Besprechen, die Ursachenanalyse, die hier im Vordergrund steht, da das bloße Verdrängen Ressentiments institutionalisiert, anstatt sie abzuschaffen.“

Filip Dewinter, Chef der rechtsextremen belgischen Partei Vlaams Belang, nannte die Inszenierung übrigens „eine Provokation aller Nationalisten“.

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