Pop

Bob Dylans Nobelpreis-Rede - ein Plagiat?

Der Songwriter soll "Moby Dick"-Zitate von einer Schummelzettel-Website entlehnt haben.

Am 4. Juni hielt Bob Dylan seine mit Spannung erwartete Nobelpreis-Rede - sie ist laut Statuten der Nobel-Stiftung Pflicht für jeden Nobelpreisträger.

Wie nun eine Redakteurin des Magazins Slate herausfand, dürfte der Literaturnobelpreisträger sich beim Schreiben der Vorlesung Hilfe geholt haben - und zwar bei der Website SparkNotes.com, die in den USA eine beliebte Stütze für Schüler-Referate und Ähnliches darstellt. Sie bietet Zusammenfassungen von Werken der Weltliteratur - und stand des öfteren bei Lehrern in der Kritik, weil Schüler sich mit ihrer Hilfe gern um die Lektüre der "echten" Texte herumdrücken.

In Dylans Fall geht es um den Klassiker "Moby Dick" von Herman Melville. Er sei ein wichtiger Einfluss gewesen, führte Dylan aus, und paraphrasierte einige Textpassagen. Diese Zusammenfassungen seien teilweise wortident mit der Kurzfassung auf SparkNotes, führt Slate-Redakteurin Andrea Pitzer aus: "Von den 78 Sätzen, die Dylan in seiner Rede ,Moby Dick' widmet, weisen ein Dutzend starke Ähnlichkeiten zu der Website auf", schreibt sie.

Dass sich Dylan in seinen Texten ständig bei anderen bediente und bedient, ist freilich nichts Neues - um die Rückverfolgung seiner Quellen sei schon eine kleine Industrie entstanden, schreibt Pitzer. Sie schlägt allerdings vor, dass der Nobelpreisträger den Autoren der SparkNotes-Zusammenfassung einen Teil des Preisgeldes zukommen lassen solle, um "potenzielle moralische Schuld" zu begleichen.

Dylan, der sich lange nicht zur Zuerkennung des Nobelpreises geäußert hatte, hatte auch seine Rede knapp vor der Deadline eingereicht - fast wie ein hastiger Schuljunge, könnte man meinen.

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