Bob Dylan und die "Essenz des Lebens"

Bob Dylan
Am Freitag erscheint Bob Dylans 38. Studioalbum: "Triplicate" ist ein Dreifach-Album voll mit Jazz-Standards und alten Schlagern. Zur Feier dessen sprach der Meister sogar.

Auch in der Zielgeraden seines 77. Lebensjahres (am 24. Mai hat er Geburtstag) bleibt Bob Dylan seinem Lebensstil treu: Arbeit. Demnächst setzt er seine seit 29 Jahren laufende "Nevern ending tour" mit Konzerten in New York und Kanada fort. Vorher – am 30. März – bringt er sein Dreifach-Album "Triplicate" heraus.

(Dreifach-Alben sind selten in der Pop-Geschichte. Zu den erfolgreichsten zählen "All Things Must Pass" von George Harrison, "Sandinista!" von The Clash und "Yessongs" von Yes.)

Mit " Triplicate" setzt Dylan fort, was er mit "Shadows In The Night" (2015) und "Fallen Angels" (2016) begonnen hat: Er frisst sich quer durchs "Great American Songbook".

Dieser Tage gab er dem amerikanischen Autor Bill Flanagan eines seiner seltenen Interviews – lesbar knurrig zwar, aber ungewöhnlich lang. Warum er nach zwei Alben mit Standards gleich ein Dreifachalbum nachschob? Bob Dylan: "Ich bemerkte, dass es da mehr gab, als ich dachte. Die beiden ersten Alben ergaben nur einen Teil des Bildes, also machten wir weiter." Warum jetzt drei Alben auf einmal? Dylan: "Es ist besser so, denn diese drei Alben sind thematisch verbunden – eines geht aus dem anderen hervor."

Unter den 30 Songs befinden sich große Hits des Jazz-Schlagers wie "Stormy Weather", "As Time Goes By", "The Best Is Yet To Come", "September Of My Years", "Sentimental Journey", "Stardust" oder "The Foolish Things".

Heilige Zahlen!

Jedes Album umfasst zehn Songs ("die Zahl der Vollendung", sagt Dylan) und dauert genau 32 Minuten. Das ist eine Art Verneigung vor dem alten LP-Formal: Mit 32 Minuten Spieldauer klang eine Vinyl-Pressung am besten, erklärt Dylan. Seine klassischen LPs seien stets zu lang gewesen, dies habe dem Sound geschadet. Der Sound: Er ist diesmal wieder genau das, was man vom Herrn Literaturnobelpreisträger und seinen Mitarbeitern seit Jahren kennt: Rüde, aber dabei doch geschmeidig groovender Jazz-Country-Blues-Rock mit einer gewissen Neigung zum Mondanheulen, der Meister selbst versucht sich mit seiner Geisterstimme sehr charmant am Croonen.

Im Interview gerät Dylan auf seine Weise ins Schwärmen, wenn er das Erlebnis beschreibt, diese Klassiker zu interpretieren: "Mir war nicht klar, wie viel von der Essenz des Lebens in ihnen steckt – die Natur des Menschen." Dylan sieht diese Lieder als mehr als nur Gebilde aus Text und Musik. Er bezeichnet sie als nicht greifbar ("non-materialistic").

Der kleine Mann!

Aber was wird der typische Dylan-Fan von diesen Aufnahmen alter Schlager halten, wagt der Interviewer zu fragen? "Diese Lieder sind gedacht für den Mann auf der Straße", knurrt Dylan. "Für den einfachen Menschen, für die Alltags-Person. Vielleicht ist das ein Bob-Dylan-Fan, vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht."

Im Interview überrascht Dylan auch mit einigen für ihn seltenen Namensnennungen: Er sei ein Fan von Amy Winehouse gewesen: "Sie war die letzte echte Individualistin." Außerdem hört er gerne: Norah Jones, Willie Nelson, die Stereophonics – und Iggy Pop.

Hinweis: das vollständige Interview ist nachzulesen unter http://www.facebook.com/bobdylanwww.facebook.com/bobdylan

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