Die Philharmoniker wissen das und planen weiter mit ihm. Wobei Blomstedt angeblich selbst erklärt hat, dass er nur mehr fünf Jahre im Voraus plane, denn „alles andere wäre unseriös“. Sicher: Ein Saalwart (oder notfalls auch ein Solist) muss den nach einem kürzlichen Sturz angeschlagenen Maestro am Arm zum Pult bringen, damit er sich in Ruhe auf das Podium setzen kann. Die Auf- und Abgänge fallen dem grandiosen Künstler sichtlich schwer.
Doch wenn Blomstedt am Pult sitzt, offenbart sich alles, was diesen leisen Könner ausmacht. Eine akribische Arbeit an der Partitur, ein feinsinniges Klangempfinden, ein das Orchester auch aufspielen lassendes Sensorium. Denn dieser Dirigent versteht sich auf das Fortspinnen kleinster oder – wie im Goldenen Saal des Musikvereins – auch größerer Themenkomplexe.
Beispielhaft
Die fünfte Symphonie von Carl Nielsen darf hier als Beispiel gelten. Herrlich, wie die Philharmoniker und Herbert Blomstedt mit Dur und Moll, mit ganz zarten (toll auch die Bläser) Kantilenen und großem Orchesterapparat spielten. Da war eine Einheit, eine Stringenz zu hören, die selbst im reichhaltigen Wiener Musikleben nicht immer so natürlich zu erleben ist.
Vor der Pause gab es das „Konzert für Violine und Orchester in D-Dur“ von Johannes Brahms mit dem griechischen Geiger Leonidas Kavakos als Solisten. Dieser spielte Brahms routiniert, wunderschön, aber ohne Ecken und Kanten. Da hätten ein paar zusätzliche Akzente nicht geschadet. Egal, Kavakos wurde wie auch das Orchester und vor allem Blomstedt bejubelt. Man darf sich somit hoffentlich auf die nächsten fünf Jahre freuen.
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