in der aufschlussreichen Doku „Horror Noire: A History of Black Horror“ (2019), und: „Traumata aus dem richtigen Leben lassen sich effektvoll ins Horror-Genre verpacken.“
Im Horrorfach (und nicht nur dort) blieb die Filmgeschichte allerdings über lange Zeit überwiegend weiß. Doch auch weiße Filmgeschichte enthüllt viel von schwarzem Horror. Der berühmte Film „Birth of a Nation“ („Die Geburt einer Nation“) von 1915 ist dafür ein gutes Beispiel: Bis heute gilt der über drei Stunden lange Film von D. W. Griffith als Meilenstein des modernen Erzählkinos. Und als rassistischer Gründungsmythos des Ku-Klux-Klan, der ausrückt, um das Verbrechen eines schwarzen Mannes – ein weißer Schauspieler mit angemaltem Gesicht – an einer weißen Frau mit brutaler Gewalt zu rächen.
„Birth of a Nation“ schaffte es bis ins Weiße Haus von Präsident Woodrow Wilson und prägte nachhaltig das Bild vom bösen Schwarzen, von dem (sexuelle) Bedrohung für die weiße Frau ausgeht.
Die Angst vor schwarzen Männern lässt sich auch durchgehend in der Horrorfilmgeschichte wiederfinden: Angefangen von „King Kong“- und Alien-Filmen, in denen die Monster schwarze Menschen symbolisierten, bis hin zum charismatischen Killer in „Candyman’s Fluch“ (1992).
In der Geschichte des Horrorfilms haben es schwarze Menschen über lange Zeit hindurch nur in Nebenrollen geschafft. Zu den namhaften Ausnahmen zählen jene Filme, die bis heute auf den Bestenlisten von schwarzen Horrorfilmen stehen.
So schrieb George Romeros Zombie-Klassiker „Die Nacht der lebenden Toten“ (1968) schon allein damit Geschichte, dass ein schwarzer Held (Duane Jones) den Kampf gegen die wackelnden Untoten anführt.
Meist aber starben schwarze Schauspieler in weißen Horrorfilmen als erstes – und in Nebenrollen. Oft, um Weißen das Leben zu retten wie in Stanley Kubricks „The Shining“ (1980).
Jetzt aber haben schwarze Horrorgeschichten im Film- und Serienbereich große Erfolgswellen geschlagen. Den prominenten Startschuss für ein verstärktes Interesse an Black Horror gab Jordan Peele mit seinem Erfolgsschocker „Get Out“. Für die schaurige Geschichte eines jungen, schwarzen Mannes – Daniel Kaluuya –, der den Wochenendtrip zu den Eltern seiner weißen Freundin nur mit Mühe überlebt, bekam Peele als erster Schwarzer einen Oscar für bestes Originaldrehbuch.
Sein Thriller „Us“ („Wir“, 2019) erzählt von den devastierenden Erlebnissen einer schwarzen Familie während eines Badeurlaubs.
Jordan Peele produzierte zudem eine Neuauflage des Kinofilms „Candyman“, der im Sommer starten soll, und die akklamierte HBO-Serie „Lovecraft Country“.
In dessen Schatten muss sich nun „Them“ (Amazon Prime Video) stellen. Ähnlich wie „Lovecraft Country“, wo sich ein Afroamerikaner in den 50er-Jahren mit weißen Suprematisten und Monstern herumschlagen muss, spielt auch „Them“ in den Fifties.
Auf der Suche nach einem Neuanfang zieht die schwarze Familie Emory nach Los Angeles in den Stadtteil Compton. Kaum hat sie ihr adrettes Vororthaus unter der glänzenden kalifornischen Sonne bezogen, findet sie sich sofort von feindlichen weißen Nachbarn umringt.
Die rassistischen Anrainer vergiften den Hund der Emorys, urinieren auf deren Wäsche und sind an fiesen Finessen kaum zu überbieten. Die Emorys wiederum kämpfen mit Traumata, die sich in Form von Geistererscheinungen und unfassbar grauenhaften Rückblenden in die Vergangenheit manifestieren.
Die Torturen, die die Familie durchlaufen muss, scheinen schier grenzenlos. Und die Bosheit der Weißen ist meist derartig krass, dass man sich schnell distanzieren kann. Stilistisch treffsicher, herausragend gespielt, aber inhaltlich schwer überlastet, bietet „Them“ unguten Grusel – Fortsetzung folgt.
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