Bitterböses Herminentheater: „Wurst, Obst, Stirbst“ im TAG

Bitterböses Herminentheater: „Wurst, Obst, Stirbst“ im TAG
Die Koproduktion mit dem TAG ist eine starke Clownerie, famos gespielt

Von: Susanne Zobl

Sie sehen erbärmlich aus in ihren Lumpen. Ganz so, als wären sie von ihrem Straßentheater aus einer vergangenen Zeit in die Gegenwart katapultiert worden. Kuriose Gestalten, die das Grausen lehren und mit dem Grauen spielen. So wird gleich zu Beginn ein Mensch verzehrt. Seine Leber, seine Innereien.

Aber keine Sorge, alles nur gespielt, die Eingeweide sind aus Stoff, der Mensch lebt und ist ein Clown. Damit setzt die Truppe der Bouffons an ihr Vorgängerstück „Ein bescheidener Vorschlag“ an, das ihr 2022 den Nestroy-Preis für die beste Off-Produktion verschafft hat. Diesmal übertreffen sich die Gaukler selbst. Das beginnt schon beim Titel: „Wurst, Obst, Stirbst“. Auf Wienerisch gelesen, wird die Bedeutung klar: „Egal, ob du stirbst“.

Das ist das Programm für die 65 Minuten dicht komponierte Performance. Unglaublich, was Hannelore Schmidt und Thomas Toppler mit ihrem Ensemble alles in dieser kurzen Zeit abhandeln. Und wie famos das geschieht! Ein weißes Stoffzelt, das sich drehen lässt, reicht ihnen als Bühne (Michael Strasser). Sie spielen ein Spiel im Spiel, russische Klassiker in St. Pöltersburg. Die betagte Anna wird ins Pflegeheim abgeschoben. Der Bürgermeister nimmt es mit der Flächenwidmung nicht so genau, die Frau Landeshauptmann kommt. Besuch im Heim ist gut fürs Image. Die Turnstunde mit der überforderten Pflegerin überlebt Anna nicht. Egal, ein Foto für die Zeitung muss her.

Die Koproduktion von TAG und Herminentheater ist eine starke Clownerie, famos gespielt von Ambra Berger, Peter Bocek, Ida Golda, Anja Štruc und Kristóf Szimán in der Tradition von Jacques Lecoq. Jubel.

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