Gut möglich, dass Regisseurin Sofia Coppola in ihrer leichtgewichtigen Dramedy „On the Rocks“ – (derzeit im Kino und ab 23. Oktober auf Apple TV+) – ein wenig aus eigener Erfahrung schöpft, was das Leben als Künstlerin inmitten häuslicher Alltagsroutinen betrifft.
Und dann wäre da auch noch der lange Schatten eines dominanten Vaters...
Er tritt auf in Form von Bill Murray, der aussieht, als käme er gerade von einem Werbedreh für amerikanischen Whiskey aus Tokio zurück. Seit seiner Rolle in „Lost in Translation“ (2003), der Coppola einen Oscar für Bestes Drehbuch einbrachte, war Murray in keinem Spielfilm der Regisseurin mehr zu sehen, sieht man von dem Netflix-Weihnachtsspecial „A Very Murray Christmas“ ab.
Sein Comeback in „On the Rocks“ wiegt schwer in vieler Hinsicht: Zum einen, weil es Billy Murray ist, den das Publikum liebt; zum anderen, weil er den Film fröhlich an sich reißt.
Daran ist seine Tochter Laura schuld, die ihren Vater Felix – einen Filou, wie er im Buche steht – für ihre Eheprobleme zurate zieht. Keine sonderlich kluge Entscheidung, wie sich herausstellt. Der reiche Alte hat nichts Besseres zu tun, als die Tochter in ihrer Unruhe zu bestärken („Du musst anfangen, wie ein Mann zu denken“). Außerdem nutzt er die Gelegenheit, um viel Zeit mit ihr zur Beschattung des Ehemanns (super-sympathisch: Marlon Wayans, womöglich der erste schwarze Darsteller in einem Film von Sofia Coppola) zu verbringen.
Rashida Jones – ihr Vater ist der berühmte Musikproduzent Quincy Jones – spielt Laura als melancholische Tochter eines Mannes, der einst durch eine Affäre seine Familie zerstörte.
Tatsächlich fühlen sich Lauras Eheprobleme mehr wie ein Vorwand an, um Platz für die Vater-Tochter-Beziehung freizuräumen. In einem roten Vintage-Ferrari knattert Felix mit Laura durch das nachtschwarze Manhattan – immer auf den Fersen des Ehemanns – und bezirzt New Yorker Polizisten mit seinem Old-Boy-Charme. Zudem gibt es keine Frau, die er nicht anbrät: „Frauen sind wie Blumen, schön in jedem Alter“, schwadroniert Felix, während Laura augenrollend seine Flirts beobachtet.
Es kommt zu keinerlei harten Auseinandersetzungen zwischen Vater und Tochter, bloß zu nachdenklichen Gesprächen bei herrlichen Cocktails, die durchaus auch „on the rocks“ serviert werden können.
In alten Bars, zu traditionellen Jazzklängen, plaudern sich Vater und Tochter elegisch durch die gemeinsame Vergangenheit, während die Oliven in den Martinis schwimmen. New York, charismatisch schön fotografiert von Philippe Le Sourd, spielt dabei eine eigene Hauptrolle.
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