Champagnerlaune im Kunsthistorischen Museum
In Champagnerlaune präsentierte sich Sabine Haag, die Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, bei ihrer Jahrespressekonferenz am Donnerstag. Denn das Jahr 2014 war in mehrfacher Hinsicht das erfolgreichste in der Geschichte des KHM-Konzerns: Die Zahl der Besucher stieg seit 2011 kontinuierlich von 1,23 auf 1,46 Millionen, die Eintrittserlöse von 6,84 auf 9,6 Millionen Euro. Grund für den Run aufs KHM war u.a. die Vélazquez-Schau mit 336.424 Besuchern. Der Jahresgewinn macht 406.000 Euro aus, der Eigendeckungsgrad liegt bereits bei knapp 40 Prozent.
Für Jubelstimmung sorgte aber auch das Okay für die Neueinrichtung des Weltmuseums in der redimensionierten Form. Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) genehmigte die im November 2014 von ihm eingeforderten Umplanungen, das Kuratorium beschloss diese einstimmig. Der Bund finanziert das Projekt nun mit 16,65 Millionen Euro, das KHM steuert 2,5 Millionen Euro bei. Der Spatenstich werde im Herbst erfolgen – und die Eröffnung „mit Pauken und Trompeten“ exakt zwei Jahre später.
Vorgesehen sind im Corps de Logis der Neuen Burg 1400 Quadratmeter für Sonderschauen des gesamten KHM-Konzerns und 2500 Quadratmeter für die permanente Sammlung. Steven Engelsman, der Chef des Weltmuseums, meinte, dass er fünf von 19 Sälen (mit 700 bis 750 Quadratmetern) abgeben musste: Der Redimensionierung zum Opfer fiel das Schaudepot „Korridor des Staunens“ (vier Säle) sowie der Saal „Kunstgeschichten“. Die Kosten- wie Platzreduktion soll, wie berichtet, das Haus der Geschichte der Republik in der Neuen Burg ermöglichen. Ersten Plänen zufolge will man das Geschichte-Museum in der Belletage einrichten.
Ungewisse Zukunft
Dort befindet sich aber seit 1936 in „maximaler Ausdehnung“ die KHM-Sammlung alter Musikinstrumente. Denkbar ist eine Verdichtung der Präsentation – oder eine Übersiedelung in alternative Räumlichkeiten. Im zweiten Stock des Kunsthistorischen Museums gäbe es z.B. noch freie Flächen (allerdings weder ausgebaut noch klimatisiert). Eines werde aber, so Haag, sicher nicht passieren: Dass die Sammlung eingepackt ins Depot wandert.
Von einer Umbenennung des Weltmuseums (vormals Völkerkundemuseum) weiß die Direktorin nichts. Ostermayer hatte im KURIER-Interview für „Haus der Kulturen“ votiert. Haag meint, dass der Name „Weltmuseum“ im Bundesmuseengesetz stehe, er sei mit gutem Recht eingeführt worden.
Der kaufmännische Geschäftsführer Paul Frey freute sich bei der heutigen Pressekonferenz über "das dritte Rekordjahr in Folge". Mit den Ausstellungsrennern über Fabergé und Velazquez sei die Besucherzahl von 2013 um 4 Prozent übertroffen worden. 1.457.192 Besucher hatten für Eintrittserlöse von 9,6 Mio. Euro gesorgt (ein Plus von 76 Prozent seit dem Amtsantritt von Haag und Frey 2009).
Insgesamt wurden erstmals mehr als 40 Mio. Euro Erlöse (einschließlich "Leistungsabgeltung") erwirtschaftet, der Eigenwirtschaftsgrad im Gesamtverband betrage über 40 Prozent. Für Frey "ein herausragender Wert" und um 10 Prozentpunkte mehr als noch vor fünf Jahren. Im Theatermuseum gab es 2014 mit 41.390 Besuchern ein Plus von fast 24 Prozent, allerdings auch ein negatives Jahresergebnis von 0,6 Mio. Euro. Im Weltmuseum Wien, das seit November 2014 wegen Umbau geschlossen ist, wurden mit 43.585 um 27 Prozent weniger Besucher begrüßt. Das Bilanzminus betrug dort 1,5 Mio. Euro.
Preise und Kosten
Noch ein paar Zahlen: Die Jahreskarte bleibt ein Hit. 2014 wurden davon über 36.000 Stück verkauft (plus 24 Prozent). Die erwarteten Mehrkosten durch die Anhebung des 10-prozentigen Mehrwertsteuersatzes auf 13 Prozent bezifferte Frey mit 450.000 Euro. Wie diese finanziert werden sollen, sei noch nicht im Detail klar: "Wir sind der Meinung, dass man Kosten nicht einfach in Preisen weitergeben kann."
Bezüglich der Basisabgeltung (im KHM-Verband nennt man sie "Leistungsabgeltung" und beziffert sie im vorgelegten Geschäftsbericht 2014 auf 23,842 Mio. Euro, aufgeteilt auf das KHM mit 16,947, das Weltmuseum Wien mit 4,28 und das Theatermuseum mit 2,615 Mio. Euro) brenne der Hut noch nicht, sagte Generaldirektorin Haag auf Nachfrage. "2014 ist sehr viel gut gegangen. Aber der Bedarf ist da, die Basisabgeltung zu erhöhen. Wir sparen bereits Aktivitäten ein. Und wir haben uns die Velazquez-Ausstellung vom Mund absparen müssen. Das sind große Budgets, die anders als in Vergangenheit nicht mehr so leicht aufzustellen sind", sagte Frey. Für 2015 mit derselben Abgeltung wie 2014 auszukommen, sei "wieder eine Herausforderung".
Eine heute vorgestellte und downloadbare Impact-Studie der Ökonomin Agnes Streissler-Führer beziffert die direkte Wertschöpfung des KHM-Museumsverbands mit 26 Mio. Euro (bei 728 Beschäftigten), die indirekte Inlandswertschöpfung, die fast 1.000 Arbeitsplätze sichere, mit 42 Mio. Euro. "Die Leistungsabgeltung, die an öffentlichen Mitteln in den KHM-Verband fließt, fließt 1,8 mal in die österreichische Wirtschaft zurück", so Streissler-Führer. Dazu kämen die enorme Bedeutung für den Tourismus (71 Prozent der Wien-Touristen kommen wegen der Kultur in die Stadt) sowie wichtige Effekte und Impulse etwa im Bereich Kreativität, Innovation, Integration und soziale Kohäsion. "Vieles davon lässt sich allerdings nicht quantifizieren."
Haag stellte heute auch nochmals die bereits bekannten Ausstellungspläne für 2015 vor. So zeigt das KHM ab Oktober in einer Kooperation mit der Royal Academy of Art, London, die Ausstellung "Joseph Cornell: Wanderlust" - die erste Museums-Präsentation des US-Künstlers (1903-1972) in Österreich. An "Fäden der Macht" wird im Sommer gezogen, wenn Tapisserien aus der eigenen Sammlung präsentiert werden. Der Theseustempel wird heuer von der Schottin Susan Philipsz mit einer eigens dafür realisierten Klanginstallation bespielt.
Und nach "Ganymed Boarding" kommt ab 23. September "Ganymed Dreaming". An zwölf Abenden werden wieder Gemälde von Schauspielern, Musikern und Tänzern mit musikalischen Kompositionen und literarischen Texten zum Leben erweckt.
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