In der Alters-WG mit Richard Gere

Richard Gere besucht  das Exotic Marigold Hotel und fängt Feuer: Die indische Star-Schauspielerin  Lillete Dubey (li.)  spielt seine Angebetete
Brit-Stars Judi Dench und Maggie Smith in "Best Exotic Marigold Hotel 2".

Warum hier sterben, wenn man es auch dort tun kann?

Hier, das ist ein überteuertes England. Dort, das ist in Jaipur, Indien, wo das romantische und leistbare Hotel-Altersheim "Best Exotic Marigold" steht. Bereits 2012 checkten sich dort ein paar namhafte Senioren und Seniorinnen wie Judi Dench, Maggie Smith und Bill Nighy ein: Die exquisiten Star-Schauspieler sorgten im Alters-WG-Genre für einen großen kommerziellen Überraschungserfolg.

In der flott konzipierten Fortsetzung, die sich im englischen Original selbstironisch das "Zweitbeste Exotic Marigold Hotel" nennt, erhält das inspirierte Brit-Ensemble Unterstützung aus den USA. Neben den englischen Golden Girls betritt nun auch Silberfuchs Richard Gere indischen Boden und mischt im Liebesreigen mit.

Während es im ersten Teil noch darum ging, in Jaipur einen verbilligten Lebensabend zu verbringen, haben sich die Senioren im zweiten Teil weitgehend konsolidiert. Bankrotteur Douglas (Nighy) macht Tourismus-Führungen ohne einen Tau von Landeskunde; Witwe Evelyn (Dench) bekommt ein Angebot als Stoff-Einkäuferin ("Ich bin 79!" – "Wenn es Sie nicht stört, uns stört es nicht."); und die grantige Muriel (Smith) betreut die Rezeption. Gemeinsam mit dem indischen Hotel-Betreiber Sonny – dem witzig-übersteuerten Dev Patel – sucht sie einen Investor für ein weiteres Seniorenheim-Hotel.

Das wohltemperierte Vergnügen, das sich beim Zusehen einstellt, verdankt sich in erster Linie den exzellenten Schauspielern und ihrer offensichtlichen Spielfreude. Die unverwüstliche Maggie Smith verkörpert ihre maliziöse Alte mit Hingabe ("Glauben Sie bloß nicht, dass ich Ihnen zuhöre oder mich gar für Sie interessiere") und ringt auch noch den größten Sentimentalitäten Würde ab. Judi Dench und Bill Nighy wiederum zögern ihre etwas alberne Liebesgeschichte derartig lang hinaus, dass man schon fürchtet, sie erleben ihr eigenes Happy End nicht mehr; und American Gigolo Richard Gere arbeitet sich wacker durch ein kitschiges Liebesgeständnis.

Bollywood

Ein kleines Problem bereiten die Nebenhandlungen: Deren gibt es viele (Seitensprünge, Hochzeitsanträge, Geschäftsreisen, etc.) und Regisseur John Madden hat alle Hände voll zu tun, sie stringent aneinanderzureihen.

Um nicht ganz im anglo-amerikanischen Liebesgesülze zu versinken, setzt Madden auch verstärkt auf indischen Exotismus und streut lustvoll energetische Bollywood-Tanznummern dazwischen. Spätestens bei einer farbenprächtigen Hochzeit à la "Monsoon Wedding" haben dann alle Töpfe jeden Alters ihre Deckel gefunden. Angesichts der fortgeschrittenen Lebensjahre der Protagonisten meldet sich auch der Tod mit sanft melancholischen Untertönen in die Komödie zurück. Besonders die Maggie-Smith-Figur steht offensichtlich mit einem Bein im Jenseits. Das Glück, es hat einfach ein Ablaufdatum. Doch bis es so weit ist, will sich niemand die Laune verderben lassen – im zweitbesten Exotic Marigold Hotel.

KURIER-Wertung:

INFO: Best Exotic Marigold Hotel 2. GB/ USA 2015. 122 Min. Von John Madden. Mit Judi Dench.

Im Kino: "Best Exotic Marigold Hotel 2"

Um die wichtigste Frage gleich zu beantworten: Man kann nie unterscheiden, ob man in "Furios 7" (Kinostart: 1. April) gerade den echten oder den digitalen Paul Walker sieht. Aber der Film ist "für Paul", wie man im Abspann liest. Es ist Pauls letzte Fahrt mit der Crew, die sich 2001 zusammengefunden und eine Tuningwelle ausgelöst hatte – an diese Autoschrauber ist auch der neue Teil adressiert.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Deckard Shaw (Jason Statham) will seinen Bruder rächen, der im sechsten Teil zur Strecke gebracht wurde. Skrupellos, intelligent und mit Militärtraining ausgestattet, tötet er zuerst Han (gespielt von Sung Kang) und zieht damit die Rachegelüste von Dom (Vin Diesel) und Co. auf sich. Es beginnt ein Katz- und Maus-Spiel um die Welt.

Zwischen gut gemachten, teils übertriebenen Actionszenen, Schieß- und Schlägereien, geht es immer wieder um die Familie (die auch die Crew nach 15 Jahren merklich geworden ist).

Dennoch bleibt "Furious 7" (ab 1. April im Kino), was es immer schon war: Ein Bubenfilm mit jeder Menge Pferdestärken, Pistolen und plumpem Palaver.

KURIER-Wertung:

Auf die Frage: "Was bedeutet Altmanesque?" hat jeder eine andere Antwort. Für Bruce Willis bedeutet es: "Hollywood in den Hintern treten". Für Paul Thomas Anderson: "Inspiration".

Treue Wegbegleiter – von Robin Williams bis zu Julianne Moore – kommen zu Wort, um dem großen, vielseitigen US-Regisseur Robert Altman Tribut zu zollen. Dieser schuf mit Filmen wie "M*A*S*H", "Nashville", "The Player" und "Short Cuts" Meilensteine der Filmgeschichte. Von den Anfängen im Industriefilm bis zur Verleihung des Ehrenoscars 2006 erzählt der Kanadier Ron Mann chronologisch den Werdegang eines Kinorebellen, der sich vom Hollywood-System nie unterkriegen ließ.

Mann mischt unbekanntes Filmmaterial – etwa Home Movies – mit Ausschnitten aus dem Altman-Ouevre. Und sofort bekommt man Lust, sich alle Altman-Filme wieder anzusehen.

KURIER-Wertung:

INFO: Doku.Altman. CAN 2014. 96 Min. Von Ron Mann. Mit Robin Williams, Bruce Willis, Julianne Moore, Elliott Gould.

In der Alters-WG mit Richard Gere
Höhenflug: Der Meisterregisseur Robert Altman im Porträt

Porträts von Menschen, die mit Handicaps beeindruckende Leistungen erbringen, setzen oft auf den Mitleidsfaktor oder auf Sensationen. Bei Andy Holzer ist beides ausgeschlossen. Wie in der Doku über den seit jungen Jahren blinden Extrembergsteiger schnell klar wird, hat der Osttiroler null Interesse, diese Mechanismen zu bedienen. In seiner geraden, zum Teil vielleicht schroffen Art erzählt er, sich selbst oft wie "unter Blinden" zu fühlen. Das Leben in die Hand zu nehmen, dazu rät der viel beschäftigte Vortragsreisende.

Eva Spreitzhofer zeigt den 48-Jährigen in ihrem Regiedebüt beim Klettern, beim Skifahren, im Alltag und in Gesprächen mit seinen Weggefährten. Es sind nicht spektakuläre Bilder, die dieses Porträt ausmachen. Umso erhellender – und humorvoller – ist das Ergebnis.

KURIER-Wertung:

INFO: Doku. Unter Blinden. Ö 2015. 90 Min. Von Eva Spreitzhofer. Mit Andy Holzer, Sabine Holzer, George Nussbaumer.

In der Alters-WG mit Richard Gere
Andy Holzer beim Dreh von Unter Blinden

Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch die "Gespensterjäger" der Bestsellerautorin Cornelia Funke verfilmt werden: Der kleine Angsthase Tom (Milo Parker) findet im Keller den grünschleimigen Hugo, der sich als liebenswertes MUG (Mittelmäßig unheimliches Gespenst) herausstellt. Leider wird Hugos Schloss von einem UEG (Urzeitliches Eis-Gespenst) besetzt, das die Stadt zufrieren will. Die ausrangierte Geisterjägerin Hedwig Kümmelsaft soll helfen.

Trotz des Einsatzes deutscher Komödienstars wie Anke Engelke, Bastian Pastewka, Christian Tramitz oder Christian Ulmen schielt der Film auf den internationalen Markt. Ansehnliche Effekte, auf den Humor wurde jedoch etwas vergessen. Gespensterjäger. D 2015. 99 Min. Von Tobi Baumann. Mit Milo Parker, Anke Engelke, Bastian Pastewka.

KURIER-Wertung:

INFO: Gespensterjäger. D 2015. 99 Min. Von Tobi Baumann. Mit Milo Parker, Anke Engelke, Bastian Pastewka.

In der Alters-WG mit Richard Gere

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