Berlinale: Zarte Zeitreisen, fiese Nachbarn

Ein kleines Mädchen trifft im Wald seine eigene Mutter als Kind: „Petite Maman“
Daniel Brühl geht in die Kneipe, Radu Jude seziert den Bodensatz der rumänischen Gesellschaft und Céline Sciamma besucht die Kindheit

Die Berlinale online ist eine Streamingsuppe, die jeder alleine auslöffeln muss. Und zwar möglichst schnell. Ab sieben Uhr früh steht die Tagesration an Filmen für 24 Stunden bereit, dann schließt sich das Zeitfenster wieder. Die Sichtungseinheiten nehmen die Länge von Langstreckenflügen an. Es empfehlen sich blutverdünnende Mittel.

Manche Filme machen umgehend munter, auch um sieben Uhr morgens. Der umwerfende Wettbewerbsfilm des Rumänen Radu Jude, zum Beispiel, der mit einem Amateur-Porno beginnt: Ein Ehepaar filmt sich beim Sex und stellt das Video online. Durch ein Missgeschick kursiert es frei zugänglich im Internet, wo es auch die Schüler der Frau, die von Beruf Lehrerin ist, sehen können. Flugs krallen sich die Boulevard-Zeitungen den Titel „Porno-Lehrerin“, und schon steht die Karriere der jungen Frau auf dem Spiel.

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