Die Berlinale und ihr etwas höhepunktloser Wettbewerb nähert sich ihrem Finale. Heuer sind mit fünf Filmen die deutschen Beiträge besonders stark vertreten – und Regisseur Christian Petzold empfiehlt sich mit seinem Film „Roter Himmel“ für einen Goldenen Bären.
Petzold hat bereits mit seinem Nixendrama „Undine“ eine Trilogie begonnen, die sich mit Motiven der deutschen Romantik beschäftigt. In „Roter Himmel“ bilden ein Gedicht von Heinrich Heine und eine pittoreske Landschaft an der Ostsee den sehnsuchtsvollen Hintergrund einer lose verbundenen Freundesgruppe.
„Irgendetwas stimmt nicht“, sagt gleich zu Beginn der junge Schriftsteller Leon. Er befindet sich mit einem Freund auf dem Weg zu dessen Sommerhaus. Gleich darauf fällt auch schon der Motor ihres Autos aus und sie müssen zu Fuß weitergehen.
Leon ist es auch, der den Motor der Erzählung immer wieder ins Stottern bringt. Schlecht gelaunt verweigert er alle Unternehmungen und verdirbt sich und den anderen Feriengästen die Laune.
Grantler
Der ROMY-nominierte österreichische Schauspieler Thomas Schubert spielt den mieselsüchtigen Jungautor auf dem hohen Grantlerniveau des gelernten Wieners. Leons eigenbrötlerische Selbstverliebtheit findet ein jähes Ende, als es Asche regnet und Waldbrände den Himmel rot färben. Mit leichter Hand öffnet Petzold die private Welt seines Protagonisten und verweist unaufdringlich auf größere Katastrophen als die einer Schreibblockade – etwa auf die Gefahren der Erderhitzung.
Weniger subtil mit einer drohenden Umweltkatastrophe geht der deutsche Regisseur Robert Schwentke („R.E.D.“) um, der einen Großteil seiner Karriere in Hollywood arbeitete. Von dort kennt er auch US-Star John Malkovich und engagierte ihn für die Titelrolle des manisch monologisierenden Philosophen „Seneca“. Malkovich palavert sich als Neros korrupter Lehrer durch unglaubliche Textmengen, die er inmitten einer kargen Wüstenlandschaft maschinenpistolenartig herausschießt. Schwentke lässt keinen Zweifel daran, dass ihn wahnwitzige Herrscherfiguren wie Nero an zeitgenössische Politiker wie Donald Trump erinnern. Eine Figur wie Seneca verkommt in deren Diensten zum grausamen Kasperl. Bilder von zerstörten Landschaften unterfüttern Schwentkes Endzeitspektakel mit apokalyptischem Furor, ehe sie laut verpuffen.
Ödipus
Während sich Christian Petzold auf die Romantik beruft, greift seine Regie-Kollegin Angela Schanelec gleich auf den griechischen Mythos zurück. In ihrem verrätselten Beziehungsgeflecht „Music“ zerlegt sie die Geschichte von König Ödipus in kleine Fragmente und vergrößert sie mit Barockmusik. Es scheint fast müßig, nach einer stringenten Erzählung suchen zu wollen: Für Schanelec ist sie nur Vorwand, um die Schönheit der Landschaft Griechenlands, die Straßen von Berlin und die Menschen darin zu filmen.
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