Arnulf Rainer ist zehn Jahre jünger als Maria Lassnig und wird sie für lange Zeit in den Schatten seiner Karriere stellen. Wie schwierig es für die Künstlerin tatsächlich war, endlich als erstrangige Malerin anerkannt zu werden, erzählt Anja Salomonowitz in ihrem herausragenden Film „Mit einem Tiger schlafen“, der im Rahmen der Berlinale Premiere feierte. Die heimische Filmemacherin bietet kein klassisches Bio-Pic, sondern eine bestechende Versuchsanordnung zum Leben von Österreichs bedeutendster Malerin.
Birgit Minichmayr verkörpert die Kärntner Künstlerin kongenial in allen Stadien ihres Lebens – bis hin zu ihrem Sterbebett als über 90-Jährige –, ohne sich dabei äußerlich stark zu verändern: Kurzhaarperücke, große Brille und Lassnigs schräger Kleidungsstil müssen reichen. Salomonowitz verzichtet auf Abbildungsrealismus; stattdessen wird das Format des Bio-Pics aufgebrochen und in seiner Fiktionalität vorgeführt. Immer wieder treten Figuren aus ihren Rollen heraus, wenden sich direkt an die Kamera und kommentieren das Geschehen. Dass für Lassnig selbst der eigene Körper immer Ausgangspunkt ihrer Kunst war, verdeutlicht Minichmayr mit ihrem stark körperlich betonten Schauspiel ganz exquisit.
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