Berlinale-Blog: Bären-Jagd
Im Pressezentrum der Berlinale liegt täglich ein Magazin namens "Screen" auf. Darin gibt es kleine Storys über die Stars des Festivals (sind ja leider nicht sehr viele), Rezensionen der aktuell laufenden Filme und - das Interessanteste - eine Journalistenwertung der bisherigen Wettbewerbsteilnehmer.
Acht Kollegen, aus den USA, Brasilien, Großbritannien etc., vergeben Sterne (maximal vier), am Ende der Spalte steht der Mittelwert für den jeweiligen Film.
In Führung liegt schon seit Tagen der Debütfilm des Rumänen Florin Serban namens "If I Want To Whistle, I Whistle", der seinen Ausgang - Überraschung! - in einem Gefängnis nimmt. Ein Jugendlicher kommt aus einer Besserungsanstalt, hat Panik, dass seine Mutter seinen jüngeren Bruder nach Italien mitnimmt und kidnappt eine Sozialarbeiterin.
Nur knapp dahinter, mit 2,8 Punkten, liegt Roman Polanskis "Der Ghostwriter". Während ich massive Zweifel habe, dass der rumänische Beitrag gewinnt, bin ich ziemlich sicher, dass Polanskis Film in irgendeiner Form mit einem Bären ausgezeichnet wird. Erstens ist er glänzend. Zweitens könnte ich mir ein Art politisches Statement der Jury gut vorstellen. Polanski sitzt ja immer noch unter Hausarrest in der Schweiz.
Der österreichische Beitrag "Der Räuber" liegt mit zwei Punkten im unteren Drittel - das ist zu wenig für den packenden Thriller.
Und auch mit der Wahl des bisherigen Schlusslichtes bin ich gar nicht einverstanden: Der norwegische Beitrag "A Somewhat Gentle Man" von Hans Petter Moland ist auch ein Gefängnisfilm, aber endlich einer mit Humor. Genau der fehlt so vielen Wettbewerbsbeiträgen.
17. Februar
Gert Korentschnig, Stellvertretender Chefredakteur des KURIER und Ressortleiter Kultur und Medien, blickt Tag für Tag hinter die Kulissen der Berlinale.
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