Bei Isolation Berlin ist alles so schön trostlos

Bei Isolation Berlin ist alles so schön trostlos
Die deutsche Band stellt an zwei Terminen ihr neues Album in Österreich vor.

In Berlin kennt die Party keine Sperrstunde. Die deutsche Metropole ist Hipster-Hochburg, Hotspot der elektronischen Clubmusik und Sehnsuchtsort der „Ok cool“-Generation: Man lebt ja schließlich nur einmal. Diese rauschenden Berliner Nächte wurden schon oft besungen, aber noch nie klang das so traurig und depressiv wie bei Isolation Berlin. „Vergifte dich“ nennt die Band ihr kürzlich veröffentlichtes Desillusionierungsalbum, auf dem man Hoffnung vergeblich sucht.

Der Titel ihres zweiten Longplayers ist durchaus wörtlich gemeint, wie Sänger und Autor Tobias Bamborschke im KURIER-Interview erzählt: „In Berlin wird man die ganze Zeit dazu genötigt, sich zu vergiften. Viele reisen, ziehen ja auch extra dafür nach Berlin. Berlin ist eine Vergiftungsstadt.“

Der 29-jährige Frontmann des Quartetts kam als Kind aus Köln nach Berlin. In eine Stadt, in der er sich anfangs unsichtbar fühlte. „Die Isolation und Anonymität einer Großstadt wie Berlin kann sehr zermürbend sein, gleichzeitig aber auch berauschend und unglaublich inspirierend. Ich bin eine Zeit lang ständig mit Leuten um die Häuser gezogen, bei denen es sich die ganze Zeit nur ums ,Vergiften’ gedreht hat. Es herrschte dabei eine gewisse Gruppendynamik, über die ich dann angefangen habe, zu schreiben“, sagt Bamborschke. „Vergiften“ meint, sich mit Alkohol und Drogen „wegzuballern“ – wenn man keinen Sinn mehr sieht, gibt es immer noch Rauschgift.

Bei Isolation Berlin ist alles so schön trostlos

Träumen von Wien

Um diese Selbstzerstörung geht es in „Serotonin“: „Wenn du mich suchst, du findest mich am Pfandflaschenautomat, da hol ich mir zurück, was mir gehört“, heißt es da. Etwas weiter im Song träumt er von der Donau: „Mitten in Berlin träume ich von Wien“.

Zu lachen hat das lyrische Ich von Tobias Bamborschke in den Texten nicht viel. „Wunschlos unglücklich, rastlos ohne Ziel“, lautet das Credo. Die Augenringe hängen dabei tief, die Gitarren schlurfen mal lustlos, mal aufgekratzt durch die Songs und Bamborschke gibt den lebens- wie liebesmüden Kneipenlyriker: „Vergeben heißt nicht vergessen“. Ach, ist das alles trostlos. Trostlos schön.

Tipp: Isolation Berlin stellt heute, Mittwoch, in Wien (Fluc) und tags darauf in Salzburg (Rockhouse) ihr neues Album „Vergifte dich“ vor.

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