BartolomeyBittmann: Aufbruch zu neuen Klangwelten

BartolomeyBittmann: Aufbruch zu neuen Klangwelten
Das Wiener Duo streicht, zupft und groovt sich auf „Dynamo“ zu neuen Sounds.

Musikalische Engstirnigkeit und Traditionsverliebtheit zählen nicht zu den Eigenschaften, die Matthias Bartolomey (Cello) und Klemens Bittmann (Violine und Mandola) auszeichnen. Daher verlässt das von Wien aus agierende Zweiergespann die ausgetrampelten Pfade, um neue Wege zu beschreiten. So auch auf dem dritten gemeinsamen Album mit dem Titel „Dynamo“, auf dem das Duo zu neuen Klangwelten aufbricht.

Nach den ersten beiden Werken „Meridian“ (2013) und „Neubau“ (2015), die in Eigenregie veröffentlicht wurden, haben sich BartolomeyBittmann für Album Nummer drei in die Hände des renommierten deutschen Labels ACT begeben. „Es gab zwar auch andere Labels, die Interesse gezeigt haben, aber wir haben uns nach intensiven Gesprächen für ACT entschieden, weil wir einfach dieselbe Sprache sprechen. Wir werden zu 100 Prozent unterstützt und genießen dabei alle künstlerischen Freiheiten“, ist Matthias Bartolomey im KURIER-Gespräch begeistert.

Schlafzimmer

Im Laufe der Arbeiten zum neuen Album hat das Duo das Konzept für die Aufnahmen mehrmals überdacht. „Wir haben uns die Fragen ,Wo und mit wem wollen wir aufnehmen?’ neu gestellt. Ein Grund dafür war die Zusammenarbeit mit Olaf Schuberth, der uns seit zweieinhalb Jahren als Live-Tonmeister bei Konzerten begleitet. Da er ganz genau weiß, worum es uns geht, welche musikalische Kernaussage unser Sound haben soll, haben wir uns entschieden, auch auf dem neuen Album mit Olaf zusammenzuarbeiten“, erklärt Bartolomey.

BartolomeyBittmann: Aufbruch zu neuen Klangwelten

Aufgenommen wurde das Album im temporär zum Studio umfunktionierten Schlafzimmer von Bartolomey. „Für uns hat sich die Heimproduktion total stimmig angefühlt. Wir hatten mehr Zeit zur Verfügung, mussten dafür kein Studio mieten und hatten dadurch auch automatisch weniger Druck“, so der 33-Jährige. Trotz der neuen Zugänge ist die kompositorische Idee dieselbe geblieben: Uns ist Klanggröße wichtig, sagt Klemens Bittmann. „Als Duo wollen wir oft so viele Saiten wie möglich zum Schwingen bringen und dabei das volle Klangrepertoire ausschöpfen. Wir haben zuletzt und auch live verstärkt unsere Stimmen eingebaut. Wir sehen uns aber nicht als Sänger, sondern verwenden die Stimme als Instrument, als eine Möglichkeit den Klangrahmen zu erweitern und die Musik emotional zu bereichern.“

Wer auf „Dynamo“ eine Frauenstimme erkennen will, liegt falsch. Denn das sei eine der vielen Facetten des Klemens Bittmann, erklärt Matthias Bartolomey augenzwinkernd. „Er schafft es mit seiner Stimme, ins Sopranregister einzutauchen.“

Es rockt

BartolomeyBittmann versuchen ihre Instrumente (Cello, Violine und Mandola) in ihren akustischen und spieltechnischen Möglichkeiten auszuloten – ohne Einsatz von technischen Hilfsmitteln wie etwa Verstärker.

Zahlreiche Konzertauftritte führten die beiden Vollblutmusiker bereits quer durch Europa, aber auch im Iran, in den USA und Japan haben sie bereits die Bühnen gerockt. Apropos Rock: Neben jazzigen Zwischentönen, zart-beschwingten wie melancholischen Momenten finden sich in den elf neuen Stücken viel Groove und eine fiebrige, fast schon rockige Dynamik. „Es gibt zwar noch keine Anfragen von Rock-Festivals, aber wir wären bereit und könnten ein Festival-orientiertes Programm liefern, ähnlich wie Apocalyptica bei Rock-Festivals“, sagt Klemens Bittmann, der sich aber „im derzeitigen Publikumsbereich zwischen Klassik und Jazz willkommen und gut aufgehoben fühlt.“

Das kongeniale Duo

BartolomeyBittmann besteht aus Klemens Bittmann (Violine und Mandola) und Matthias Bartolomey (Cello).

Klemens Bittmann, 1977 in  Graz geboren,  ließ nach seinem Studium der Violine an der Universität für Musik & darstellende Kunst Graz ein weiteres für Jazzgeige bei Didier Lockwood in Paris folgen. Neben seinen zahlreichen Kollaborationen u. a. mit dem Akkordeonisten Klaus Paier, den Gitarristen Alegre Correa und Wolfgang Muthspiel sowie seiner Lehrtätigkeit an der Kunstuniversität in Graz ist der   musikalische Tausendsassa noch als Arrangeur tätig.

Matthias Bartolomey, 1985 in Wien geboren, studierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und am Salzburger Mozarteum. Der in einer Philharmoniker-Familie  aufgewachsene  Cellist  wirkte u. a. im Orchester der Wiener Staatsoper, beim Chamber Orchestra of Europe und dem Mahler Chamber Orchestra mit. Seit 2010 ist er Solo-Cellist bei dem von Nikolaus Harnoncourt gegründeten Concentus Musicus Wien.  „Dynamo“ heißt das  neue Album des Duos, das kommenden  Freitag (17 Uhr) im  EMI Music Store in Wien (Kärntner Straße 30)  präsentiert wird.

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