Banale Biennale an zauberhaften Orten

Christodoulos Panayiotou: „12 pairs of handmade shoes“: Na und?
Die Berlin-Biennale zeigt kopflastige Kunst und bespielt dabei sehenswerte Schauräume.

Brandneue Schuhe auf ihren Kartons wie im Geschäft und ein Müllhaufen aus Kühlschränken – diese zwei "Kunstwerke" sind typisch auch für diese Biennale. Sie zeigt weit überwiegend einfache bis schwer definierbare, meist kaum bearbeitete Dinge, "Installationen" eben. Und wenn Bilder, dann fast nur primitive. Und Video-Art.

Werke von 50 Künstlern aus aller Welt, einige davon aus Berlin, alle extra be- und hergestellt: Damit versucht die Hauptstadt- Kulturbürokratie wieder den Blick auf das Typische der Bildenden Kunst des Augenblicks. Das jedenfalls ist der hohe Anspruch der angeblich größten Schau Deutschlands nach der Documenta in Kassel.

Aber wieder dominiert Konzeptkunst bis zum Überdruss, wie schon bei der letzten Biennale. Auch bei dieser Anhäufung banaler Arbeiten, die dieses Wort selten verdienen, erschließt sich die angebliche Bedeutung nur mit dem Text: Je öder das Werk desto hochtrabender. Und gerne als "Agit-Prop" (NZZ) die Gesellschaft kritisierend, die ihre Künstler so gut behandelt. Wäre diese Biennale typisch für beide, wäre 100 Jahre nach Duchamp und Dada die Kunst um nichts weiter – doch viel weniger witzig.

Aber nichts erleichtert dominanten Galeristen eben die Kunstmarkt-Manipulation so wie Konzept-Art. Die Kopfgeburten bringen auch deutsche Feuilletons in "tiefste Ratlosigkeit" (Morgenpost). "Mit der behaupteten Erkenntnisstiftung ist es nicht weit her", fand die FAZ.

Unwitzig

Der Kanadier Juan Gaitán und seine Berater haben auf ihren Dienstreisen wenige relevante Entdeckungen gemacht. Die wichtigste ist in der eigenen Stadt: Erstmals bespielen sie neben dem Prenzlauer Berg auch das zauberhafte "Haus am Waldsee" und das Ethnologische Museum im südwestlichen Villenviertel Dahlem. Dessen Direktorin kann zwar mit den ihr untergeschobenen Werken auch nicht viel anfangen, freut sich aber über den letzten Besucherschwall, bevor ihr Haus in das pseudobarocke Neubauschloss neben der Museumsinsel in Berlin Mitte zwangsübersiedelt wird.

Für Berlin- und Kunst-Fans kann die Biennale bis 3. August zumindest Anlass für den Blick in dieses Museum sein sowie auf Berlins quirlige Kunst-Szene. Mehr haben sie davon aber in der "Gallery Art Week" im September: Da bietet der unsubventionierte Markt echt Neues mit Relevanz und Witz – alles eben, was Kunst spannend macht.

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