Ballett: Große Sprünge und schwarze Zahlen
Zwei Wochen ist es her, dass der Vertrag von Staatsoperndirektor Dominique Meyer um fünf Jahre, bis 2020, verlängert wurde. "Den meisten kommt es vor, dass ich schon viel länger in Wien bin als eineinhalb Jahre", sagt er im KURIER-Interview. "Aber das hat wohl mit der Vorplanungszeit zu tun, in der ich immer wieder hier war."
Jetzt freut er sich, dass er Planungssicherheit hat und, mit seinem Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst (dessen Vertrag wurde bis 2018 verlängert) künftige Großprojekte angehen kann. "Die Premieren sind bis zum Jahr 2015 geplant. ,Hänsel und Gretel‘ mit Christian Thielemann haben wir für 2015/16 schon fixieren können. Aber das Repertoire ist ja genauso wichtig. Und ich freue mich, dass schon in der Saison 2014/15 eine ganze Reihe sehr bekannter Dirigenten an der Staatsoper sein wird." Konkret nennt er auch Simon Rattle und Christoph Eschenbach.
In Planung sind auch Übertragungen im Internet, ab kommender Spielzeit werden jene Aufführungen, die auf dem Karajan-Platz gezeigt werden, probeweise im Netz zu sehen sein.
Alles anders
Noch nicht verlängert wurde der Vertrag von Ballettchef Manuel Legris. "Da haben wir Zeit, weil die Vorplanungsphase nicht so lange ist", sagt Meyer, der sich wünscht, dass Legris möglichst lange bleibt. "Seit er da ist, ist alles anders."
Meyer ist froh, dass er mit Tanzstar Legris den Stellenwert des Balletts in Wien bereits massiv gehoben hat. "Die Tänzer sind geliebt und respektiert. Und Ballett ist nicht mehr das Stiefkind der Oper."
Mit Legris wurde auch eine neue Kategorie für Tänzer eingeführt: Die Ersten Solisten. "Sie werden aus dem Corps de Ballet ernannt. Damit ist für jeden der Weg nach oben offen." Sieben Erste Solisten wurden schon gekürt, die sich bei den Aufführungen (u. a. am Sonntag bei der Premiere "Meisterwerke des 20. Jahrhunderts") präsentieren können. Das Ballettprogramm – 50 bis 55 Vorstellungen in der Staatsoper, 30 in der Volksoper – ist eine Mischung aus den großen romantischen Werken und Stücken aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Glücklich ist Meyer auch darüber, dass das Wiener Staatsballett international wieder sehr gefragt ist. "Es war zuletzt in Versaille und in Monte Carlo. Im Frühling geht es nach Tokio. Und nächste Spielzeit für drei Wochen lang nach Paris."
Neben der gestiegenen internationalen Aufmerksamkeit hätten sich aber auch die Auslastungszahlen in Wien stark gebessert. Meyer: "Das Ballett liegt zur Zeit bei 97 Prozent und schreibt schwarze Zahlen." 2014/15 wird Welser-Möst eine Ballettpremiere leiten.
Opernball
Meyer freut sich auf den Opernball, der der Staatsoper über eine Million Euro Gewinn bringt. "Viele haben mich gewarnt: Das wird schrecklich. Aber ich finde den Ball toll und werde künftig noch mehr Künstler und auch Operndirektoren aus aller Welt einladen." Im Zentrum der diesjährigen Eröffnung stehen der Dirigent Georges Prêtre, der vor 50 Jahren am Ring debütierte, die Sopranistin Angela Gheorghiu, das Staatsopernorchester sowie das Ballett.
Meisterwerke: Made in France
Premiere: Zum ersten Mal ist an der Wiener Staatsoper eine Choreografie von Serge Lifar (1905–1986), einer Ikone des französischen Balletts, zu sehen. "Suite en blanc" ist eine Hymne an das neoklassische Ballett (Musik: Edouard Lalo). Einstudierung: Claude Bessy, Manuel Legris. Kombiniert wird dieses Werk mit "Before Nightfall" (Choreografie : Nils Christe) zur Musik von Bohuslav Martinů und mit "L’Arlésienne" von Roland Petit zur Musik von Georges Bizet. Alle drei Teile der Ballettpremiere, die sich "Meisterwerke des 20. Jahrhunderts" nennt, wurden in Frankreich uraufgeführt (1943, 1974 bzw.1985).
Dirigent ist Markus Lehtinen.
Termine: Die Premiere findet am 12. Februar statt. Reprisen stehen am 13., 19., 20. und 23. Februar sowie am 3. März auf dem Programm.
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