Bachmannpreis, Tag 1: Die Grenze der Selbstparodie

Heuer ohne Publikum - und die Jury ist nur per Zuschaltung anwesend
Wettlesen, Tag 1: Texte über Einsamkeit, Esel und künstliche Intelligenz - und eine herrlich streitlustige Jury.

Langjährige Bachmannpreis-Profis wissen es längst: Der Star beim Wettlesen  ist ja nicht der Autor, es ist die Jury bzw. die literarische Wortwucht, die sie beim Streiten entwickelt.

Und so brachte bereits die erste Lesung am Donnerstag die große Erleichterung: Ja, die können auch in covidbedingter Zuschaltung von außen wunderbar streiten.

Die äußere Form war aber höchst ungewöhnlich: In einem modisch verdüsterten Studio stand der Moderator Christian Ankowitsch, die Lesungen waren aufgezeichnet, die Juroren zugeschaltet. Außerdem gab es (ziemlich beliebig wirkende) Zitate aus Twitter.

Ärgern

Den Anfang machte die Hamburger Autorin Jasmin Ramadan mit einem latent satirischen Text über beziehungsunfähige Männer und Frauen – und bot dabei wunderschöne Sätze wie „Linus war so treu, dass es wehtat.“

Juror Philipp Tingler, der die Autorin eingeladen hatte, sah in dem Text „große lakonische Eleganz“ sowie ein „Ballett, das den Geist der Zeit choreografiert“. Klaus Kastberger fand die Geschichte „simpel und mechanistisch“.  Kastberger: „Ich will Philipp Tingler nicht ärgern ...“ – Tingler: „Das tun Sie aber!“

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