B-Girl Thalia Asllani übers Tanzen: "Man muss aus seiner Komfortzone raus"
„Getanzt habe ich schon immer“, sagt Thalia Asllani im Gespräch mit dem KURIER und strahlt dabei eine Begeisterung aus, die ansteckend ist. Nachsatz: „Der Anfang war nicht einfach.“ Denn ihre Eltern konnten sich die teuren Stunden in der Tanzschule nicht leisten und so musste die heute 25-Jährige erst einmal einen Umweg machen, nach Alternativen suchen. Gelandet ist sie dann bei den Steelsharks Traun, einem Football-Verein in der Nähe von Linz – hier nahm sie als Cheerleaderin bei nationalen und internationalen Cheerleading-Meisterschaften teil. „Das war zwar nicht das, was ich wollte, aber was Körperspannung, Athletik und Ausstrahlung betrifft, konnte ich dort einiges lernen“, sagt Thalia.
Kaum Angebot
Mit 16 habe sie das Cheerleadern aber wieder sein lassen. Sie wechselte zu einer Tanzgruppe, mit der sie zahlreiche Shows im Bereich Street Dance absolvierte. 2016 folgte der nächste Schritt: Thalia belegte auf der Linzer Bruckner Universität einen Lehrgang für Urban Dance Styles, wo sie mit der Breaking- und Freestyle-Szene zum ersten Mal in Berührung gekommen ist. „Danach wollte ich nichts mehr anderes mehr machen“, sagt Thalia.
„Als ich in diesen Bereich eingetaucht bin, gab es in Linz eigentlich nur B-Boys, also Jungs, die gebreakt haben. Für andere Styles wie z. B. Hip-Hop-Freestyle gab es zu diesem Zeitpunkt in Linz noch kaum ein Angebot. Und so habe ich mich mit ein paar anderen Mädchen zusammengetan und es wurde gemeinsam Hip-Hop, House und andere Styles trainiert.“ Was Breaking betraf, habe man immer wieder von den B-Boys ein paar Moves gelernt und sich Tipps geholt. „Dieser Austausch war nie ein Problem. Mich hat das eher angespornt und motiviert. Außerdem wurde ich von den Jungs auch gut aufgenommen.“ Nach und nach konnte Thalia ihre große Leidenschaft, das Tanzen, auch zum Beruf machen. Ganz davon leben könne sie davon zwar noch nicht. Aber ungefähr 70 Prozent von ihrem Einkommen generiere sie übers Tanzen. Sie leitet Workshops in Linz und Wels. Auch bei ihrem eigenen Verein Street Dance Collective OÖ, den sie kürzlich mit anderen TänzerInnen gegründet hat, ist sie aktiv, um die Community zu fördern.
New York
Das Tanzen hat auch ihr Selbstvertrauen positiv beeinflusst. Es stärke, wie sie sagt, den Charakter. „Ich war immer schon ein offener, selbstbewusster Mensch. Aber das Tanzen hat mich da noch einmal stärker werden lassen. Man ist immer gefordert, möchte sich ständig weiterentwickeln und muss aus seiner Komfortzone raus, um bei Wettbewerben, die im Breaking Battles genannt werden, bestehen zu können.
Die nächste Bewährungsprobe gibt es am Samstag, den 16. April, in Wien. Dann geht es für die heimischen B-Girls und B-Boys wieder um die Wurst. Auf die Sieger wartet die Chance, sich für das Red Bull BC One Weltfinale am 12. 11. in New York zu qualifizieren, ein Bewerb, der mit einer Weltmeisterschaft vergleichbar ist. Die Chancen, daran teilzunehmen, beziffert Thalia als „gering“, obwohl sie Teil des österreichischen B-Girl-Nationalkaders ist. Dieser wurde 2020 gegründet, nachdem bekannt wurde, dass bei den Olympischen Spielen in Paris (2024) in der Disziplin Breaking zum ersten Mal Medaillen vergeben werden. Thalia sieht diese Entwicklung aber nicht nur positiv, denn sie sieht Breaking mehr als Kunst – und weniger als Sport. „Wichtig ist, dass der Ursprung, der in der Hip-Hop-Kultur verwurzelt ist, nicht verloren geht.“
B-Girl
Die Linzerin Thalia Asllani ist Tänzerin aus Leidenschaft. Die 25-Jährige tanzt und unterrichtet u. a. Hip-Hop-Freestyle und Urban Dance. Am 16. April wird sie sich in der Expedithalle in Wien mit den besten B-Girls und B-Boys des Landes messen. Auf die Sieger wartet die Chance, sich für das Red Bull BC One Weltfinale am 12. November in New York zu qualifizieren. Alle Infos zum Event in Wien finden Sie hier.
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