Autor und Regisseur Oliver Storz gestorben

Wie jetzt erst bekannt wurde, starb der 82-Jährige schon am 6. Juni. Bekannt wurde der Deutsche mit Fernsehspielen vor dem Hintergrund der NS-Zeit.

Der Schriftsteller, Regisseur und Drehbuchautor Oliver Storz ist tot. Der Präsident des Schriftstellerverbandes PEN, Johano Strasser, bestätigte einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwoch). Storz war schon am 6. Juli im Alter von 82 Jahren in Egling bei München gestorben und ist bereits beigesetzt worden. Trotz seines hohen Alters habe er Filme gedreht und Bücher geschrieben, die auch bei jungen Leuten Eindruck gemacht hätten, sagte Strasser der Nachrichtenagentur dpa. "Das ist eine seltene Gabe." Sein Schriftsteller-Kollege Martin Walser bezeichnete ihn in einem Nachruf in der "Süddeutschen Zeitung" als "Erzähler mit einem Feingefühl für Richtigkeit, Gerechtigkeit und Schicksalspointen, die moralisch nicht anfechtbar sind".

Düsterer Hintergrund der NS-Zeit

Storz, in Mannheim geboren, wuchs in Schwäbisch Hall als Sohn des früheren Kultusministers von Baden-Württemberg und Präsidenten der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Gerhard Storz, auf. Bekannt wurde Sohn Oliver durch seine vielfach ausgezeichneten Fernsehspiele vor dem Hintergrund der NS-Zeit. Mit Bruno Ganz und Karoline Eichhorn in den Hauptpartien realisierte er 1998 "Gegen Ende der Nacht". Im Mittelpunkt des mit dem Adolf-Grimme-Preis in Gold gewürdigten Films steht eine fünfköpfige Familie, die im August 1945 ermordet aufgefunden wurde.

Auch sein Fernsehspiel "Drei Tage im April" (1995), das mit dem DAG-Fernsehpreis in Gold ausgezeichnet worden ist, spielt vor diesem "düsteren Hintergrund". Der Film erzählt die authentische Geschichte eines württembergischen Dorfes im Frühjahr 1945, in dessen Bahnhof die Nazis einen Viehwaggon mit 300 eingepferchten, hungernden KZ-Häftlingen abstellten. Die meisten Einwohner des Dorfs reagierten mit Verdrängen und Wegsehen. Es sei anzuerkennen, wenn solche Themen auch von einem größeren Publikum angenommen würden, sagte Storz.

Mit der TV-Bearbeitung von Schillers "Wallenstein" und seinem ersten eigenen Fernsehspiel "Der Schlaf der Gerechten" machte er sich schon früh einen Namen. Bekannt wurde Storz vor allem mit dem Fernsehspiel "Das tausendunderste Jahr" (1959), das er mit "Musik auf dem Lande" und "Der Stadtbrand" zu einer "schwäbischen Trilogie" abrundete. Einen großen Publikums- und Kritikererfolg erzielte er 1988 zudem mit der erotischen Komödie "Das Viereck".

Neben seinen zeit- und gesellschaftskritischen TV-Arbeiten trat das PEN-Mitglied auch erfolgreich als Dramatiker, etwa mit dem Stück "Das Haller Welttheater", und als Prosaautor hervor. 1962 debütierte er mit einer Sammlung teils verspielt-amüsanter, teils realistisch-aggressiver Geschichten ("Lokaltermin"). 1977 kam sein erster Roman, die Kriminalgeschichte "Nachbeben", heraus, die ihn auch als handwerklichen Könner der anspruchsvollen Unterhaltungsliteratur auswies. Ein weiterer Roman folgte 1986 mit "Die Nebelkinder", der in einer Kleinstadt zur Zeit des Dritten Reiches spielt.

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