Monumente des Stehenbleibens: Simone Fattal in der Secession

Monumente des Stehenbleibens: Simone Fattal in der Secession
Das Werk der Künstlerin könnte aus jeder erdenklichen Zeit stammen - tatsächlich sind ihm Erfahrungen des Krieges eingeschrieben

„Ich wollte die Idee zum Ausdruck bringen, dass der Mensch dazu geboren ist, auf seinen eigenen zwei Beinen zu stehen“, erklärte Simone Fattal bei der Eröffnung ihrer Solo-Schau im Hauptraum der Wiener Secession. „Ein stehender Mensch kann kämpfen, kann sich behaupten.“ 

Fattals Tonfiguren, die fast nur aus zwei Beinen zu bestehen scheinen, heißen folglich auch „Guerriers“, Krieger – es wohnt ihnen aber nicht unbedingt ein aggressives Moment inne, eher etwas Beharrliches. Es sind einfache Formen, die nichtsdestotrotz den Saal der Secession dominieren, in dem auch noch andere Werkstücke der 82-Jährigen Künstlerin – Collagen, Gemälde, Zeichnungen – ausgebreitet sind.  

"Non-temporary" statt "Con-temporary"

Es gehört zu den magischen Erlebnissen in der Begegnung mit Kunst, wenn vorderhand unspektakuläre Dinge plötzlich einen Sog entfalten, eine Schwere und Präsenz, die im letzten Detail nicht erklärlich scheint. Fattals Keramiken besitzen diese Eigenschaft, zumal sie in ihrer Machart zeitlos scheinen – es könnten auf den ersten Blick auch archäologische Fundstücke sein, das „Archaische“ an ihnen wird gerne betont. In einer Welt, in der alles „contemporary“ und digital ist, bietet die Schau auch durchaus ein ästhetisches Durchatmen an. 

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